Connecta – was von Fintechs zu erwarten ist

Fintech Connecta – was von Fintechs zu erwarten ist

Publiziert am 26.10.2021 von Stephan Lamprecht, Journalist

Auf der diesjährigen Connecta Bern, die rein digital stattfand, spielten die Digitalisierung des Bankensektors und die Entwicklung der sogenannten Fintechs eine grosse Rolle. Wir fassen die Höhepunkte der Veranstaltung für Sie zusammen.

In den vergangenen Jahren hat die Digitalisierung kaum eine Branche so durchgerüttelt wie die Finanz- und Bankenwelt. Junge Unternehmen, die sich mit moderner Technologie auf die Finanzwelt fokussieren, die Fintechs, werden weltweit von VC-Firmen regelrecht mit Geld überschüttet. Wie ist die aktuelle Entwicklung und welchen Herausforderungen müssen sich tradierte Banken in diesem Zusammenhang stellen? Diese Fragen beantworteten die Expertinnen und Experten auf der Connecta in Blogbeiträgen und Interviews im Connecta TV.

Banken sollten auf Wünsche der Kundinnen und Kunden hören

Einer, der wissen muss, wie ein Fintech erfolgreich wird, ist Markus Schwab, CEO von Yuh AG, der App für Zahlen, Sparen und Investieren. Die App hat nach eigenen Aussagen bereits 20 000 Schweizerinnen und Schweizer überzeugt. Wohl auch, weil sie mit Swissquote und Post Finance zwei namhafte und bekannte Partner im Rücken hat. Dadurch haben sie bei den Kundinnen und Kunden erwartungsgemäss einen Vertrauensvorschuss.

Wie Schwab im Interview erklärt, bestehe zwischen dem, was die Kundschaft möchte und dem Angebot vieler Traditionsbanken eine riesige Lücke. Die Kundinnen und Kunden nutzten intensiv das Smartphone, wollten niedrige Gebühren und ein Angebot, das am besten rund um die Uhr verfügbar ist und alle Information in Echtzeit anbietet. Hier biete sich für junge Unternehmen genau das Tätigkeitsfeld, um erfolgreich zu sein. Nach seiner Einschätzung ist der Markt vielfältig und wird auch in der Schweiz in der nächsten Zeit noch bunter werden, da es immer mehr Anbieter geben werde, die sich einer speziellen Zielgruppe widmen werden. Yuh dagegen habe sich ganz bewusst gegen dieses «Vertical Banking» entschieden und wolle ein Produkt für die breite Masse sein. Und wie wird man hier erfolgreich? «Die Kunden begeistern», so seine Antwort.

Interview mit Markus Schab, CEO Yuh AG (nur in deutscher Sprache)

In der Schweiz gibt es eher Innovationen im Kleinen

Prof. Dr. Andreas Dietrich, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen an der Hochschule Luzern, stellt im Interview das Ergebnis einer Studie vor, die sich mit den digitalen Angeboten der Schweizer Banken beschäftigt hat. Wenig überraschend sind hier die grossen Institute vorne dabei – sie besitzen auch die personellen und finanziellen Ressourcen, um die Digitalisierung schneller umzusetzen. Global gesehen befindet sich die Schweiz aus Sicht des Experten im oberen Drittel oder Viertel der internationalen Finanzplätze. Umwälzende Innovationen und neue Technologien würden mehr im Ausland entwickelt, beispielsweise in China und den USA. Die Schweiz sei eher bekannt für Innovationen im Kleinen. Potenzial für Fintechs und entsprechende Bestrebungen sieht er (analog beispielsweise auch zu Deutschland) in Themen wie «Embedded Finance», wo das Banking oder der Bezahlvorgang Teil eines anderen Geschäfts ist und in einem Ökosystem eines anderen Unternehmens stattfindet, «Open Banking», also der kreativen Nutzung von Kontodaten (natürlich nur mit Zustimmung der Kundinnen und Kunden) durch definierte Schnittstellen, und «Banking as a Service» (BaaS), das bankfremde Unternehmen in die Lage versetzt, ihren Kundinnen und Kunden Bankdienstleistungen anzubieten.

Interview mit Prof. Dr. Andreas Dietrich, Hochschule Luzern (nur in deutscher Sprache)

Fintechs werden stärker zu Partnern

Sandra Lienhart, Mitglied der Geschäftsleitung von Post Finance, sieht dies ähnlich. Für sie sind bedeutende neue Themen in der kommenden Zeit das Vertical Banking, aber auch das Impact Investing und natürlich der globale Trend des «Buy Now, Pay Later», hinter dem sich der Rechnungs- bzw. Ratenkauf verbirgt. Im Hintergrundgespräch (LINK) betont sie, dass zunehmend ein Trend zu beobachten sei, der auf eine stärkere Kooperation und weniger Konfrontation zwischen tradierten Banken und Fintechs hindeutet. Die jungen Unternehmen suchten dabei die Nähe zu Banken, weil diese bereits über eine grosse Reichweite verfügten. Und mit ihren Produkten, die sich durch besonders gute User Experience und innovative Funktionen auszeichneten, ergänzten sie oft perfekt das Produktportfolio der klassischen Banken.

Interview mit Sandra Lienhart, PostFinance AG (nur in deutscher Sprache)

Zahlungsverkehr ist das neue «sexy»

In seinem Gespräch weist Bernhard Lachenmeier, Head of Shopping & Merchant Solutions Post Finance, auf einen Bereich hin, in dem Fintechs besonders signifikant wachsen konnten, weil die Banken ihn stiefmütterlich behandelt hätten. Der Zahlungsverkehr wurde lediglich als Kostenblock gesehen und nicht nur in der Schweiz in andere Hände gegeben. Doch nun sei «Zahlungsverkehr das neue sexy», wie er erklärt. Und die Erfolgsgeschichten von Unternehmen wie Klarna und Adyen geben ihm da wohl recht. Das setzt Banken wieder unter Zugzwang, denn sie stellen fest, dass sie auch die Kundennähe durch die Auslagerung des Geschäfts aufgegeben haben. Durch die Übernahme von Concardis durch Nets und von Nets wiederum durch Nexi oder die Integration der ehemaligen SIX Payment Services (zusammen mit PAYONE) in das Unternehmen Worldline entstünde ein Vakuum für einen neuen Zahlungsverkehrsanbieter in der Schweiz. Es sei zwar festzustellen, dass einige Banken durch Nischenangebote wieder näher zu Händlern rücken wollen, aber einen Komplettanbieter rund um das Thema Zahlungsverkehr gebe es in der Schweiz aktuell nur einen: Post Finance.

Interview Bernhard Lachenmeier, PostFinance AG (nur in deutscher Sprache)

 


Die Connecta Bern wurde auch 2021 aufgrund der aktuellen Lage digital durchgeführt. Die Vielfalt der Digitalisierung, welche die Connecta auszeichnet, wurde neben dem Connecta Blog in den Formaten Connecta TV und Connecta Talk aufgegriffen. Hier erfahren Sie mehr: www.post.ch/connecta.

 

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Stephan Lamprecht, Journalist

Stephan Lamprecht begleitet seit zwei Jahrzehnten als Journalist und Berater das E-Commerce-Geschehen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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