Zahlungsverhalten in der Schweiz

Zahlungsverhalten Zahlungsverhalten in der Schweiz

Publiziert am 30.09.2021 von Dr. Marcel Stadelmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Institut für Marketing der ZHAW School of Management and Law

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben den Wandel des Zahlungsverhaltens der Schweizer Bevölkerung weiter beschleunigt. Digitale Zahlungsmittel gewinnen immer stärker an Bedeutung und Bargeld ist erstmals nicht mehr das meistverwendete Zahlungsmittel.

Die Bandbreite an angebotenen und akzeptierten Zahlungsmitteln wird in der Schweiz immer vielfältiger. So besitzt eine in der Schweiz wohnhafte Person heute im Durchschnitt neben 2,0 Debitkarten und 1,5 Kreditkarten auch 1,1 Bezahl-Apps auf dem Mobiltelefon, wie die regelmässigen Erhebungen der ZHAW und der Universität St.Gallen im Rahmen des Swiss Payment Monitors zeigen (www.swisspaymentmonitor.ch).

Der 2018 gestartete Swiss Payment Monitor zeigt, dass die Nutzung der digitalen Zahlungsmittel laufend zunimmt. Der Ausbruch der Corona-Pandemie anfangs 2020 hat diese Tendenz nochmals massiv verstärkt. So ist in der Erhebung des Zahlungsverhaltens in der Schweiz vom Mai 2021 das Bargeld erstmals nicht mehr das meistverwendete Zahlungsmittel (siehe Abb. 1). Stattdessen präsentiert sich die Debitkarte als beliebtestes Zahlungsmittel in der Schweiz – mit ihr wird sowohl am häufigsten bezahlt als auch am meisten Geld ausgegeben (siehe Abb. 1 und Abb. 2). Bargeld wird noch immer am zweithäufigsten zum Bezahlen verwendet, während die Kreditkarte auf Platz drei folgt (siehe Abb. 1). Gemessen am Umsatz tauschen diese beiden Zahlungsmittel die Plätze (siehe Abb. 2).

Grafik Umsatzanteil Gesamtmarkt
Abbildung 1: Zahlungsmittelanteile nach Umsatz in der Schweiz gemäss Tagebucherhebungen
Grafik Transaktionsanteil Gesamtmarkt
Abbildung 2: Zahlungsmittelanteile nach Anzahl Transaktionen in der Schweiz gemäss Tagebucherhebungen

Eine wichtige Rolle beim Wachstum der Kartenzahlungen spielt die Möglichkeit, im Präsenzgeschäft mit Debit- und Kreditkarte einfach und schnell kontaktlos zu bezahlen. Bis zu einem Betrag von 80 Franken ist dies sogar ohne die Eingabe des PIN-Codes möglich, während vor der Pandemie dieser Grenzwert noch bei 40 Franken lag. Mittlerweile werden über 70 Prozent der Kartenzahlungen kontaktlos ausgeführt. Während früher vor allem bei grösseren Beträgen die Karte gezückt wurde, werden heute auch kleinere Beträge immer häufiger bargeldlos – und eben kontaktlos – beglichen.

Betrachtet man lediglich das Distanzgeschäft (v. a. E-Commerce), ist kein klarer Einfluss der Pandemie auf die Wahl des Zahlungsmittels zu erkennen. Stattdessen setzt sich der bereits zuvor anhaltende Trend zur vermehrten Abwicklung der Zahlungen über ein mobiles Gerät wie das Smartphone fort. So werden heute bereits über 40 Prozent der Distanzkäufe auf beziehungsweise mit einem mobilen Gerät bezahlt.

Seit 2018 relativ konstant bleibt im Distanzgeschäft der Anteil der Käufe auf Rechnung. Rund jede vierte Bestellung geschieht auf Rechnung und vom Umsatz machen diese Transaktionen sogar fast die Hälfte aus, da vor allem grössere Beträge häufig per Rechnung beglichen werden. Es zeugt von einem gewissen Misstrauen gegenüber Händlern und digitalen Zahlungsmitteln, dass grosse Beträge bevorzugt erst dann bezahlt werden, wenn die Ware in zufriedenstellendem Zustand geliefert worden ist. Andererseits wird die Rechnung als Zahlungsmittel häufig auch aus Bequemlichkeit gewählt. Zum Kaufzeitpunkt wird nur ein Klick benötigt, anstatt beispielsweise die Brieftasche mit der Kreditkarte holen und die 16-stellige Kreditkartennummer eingeben zu müssen. Der Aufwand des Bezahlens wird mit der Wahl der Rechnung prokrastiniert.

 


Die Connecta Bern wird auch 2021 aufgrund der aktuellen Lage digital durchgeführt. Die Vielfalt der Digitalisierung, welche die Connecta auszeichnet, wird neben dem Connecta Blog in den Formaten Connecta TV und Connecta Talk aufgegriffen. Hier erfahren Sie mehr: www.post.ch/connecta.

 

Dr. Marcel Stadelmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Institut für Marketing der ZHAW School of Management and Law

Neben seiner Tätigkeit in Lehre und Weiterbildung leitet er Forschungs- und Beratungsprojekte mit Schwerpunkt Konsumentenverhalten. Grösstes Projekt ist dabei der Swiss Payment Monitor in Kooperation mit der Universität St.Gallen.

Portrait Marcel Stadelmann

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