Die Marktplatz-Landschaft in der Schweiz
Online-Marktplätze unterscheiden sich z.T. deutlich hinsichtlich ihres Einzugsgebiets. Einige sind lediglich lokal, viele sind national, einige sind sogar global tätig. Die Bedeutung lokaler Online-Marktplätze ist dabei eher gering. Für die eigene Strategie ist die Einteilung nach den anvisierten Kundengruppen und Anbietern wichtiger.
Struktur nach Anbieter und Kundschaft
Werden Marktplätze nach ihren Kundinnen und Kunden eingeteilt, lassen sich drei Kategorien unterscheiden: Business-to-Consumer (B2C), Consumer-to-Consumer (C2C) und Business-to-Business (B2B):
- Auf B2C-Marktplätzen verkaufen gewerbliche Anbieter – Händler oder Hersteller – ihre Produkte und Dienstleistungen direkt an Endkunden. Diese Marktplätze sind gerade für Detailhändler interessant, um ihre angestammte Kundengruppe auf einem Online-Kanal anzusprechen. Die grössten und bekanntesten Online-Marktplätze der Schweiz – u.a. Galaxus und Amazon – gehören zu diesem Segment.
- C2C-Marktplätze verbinden grundsätzlich Privatpersonen, die Produkte und Dienstleistungen austauschen oder verkaufen. Eine Besonderheit des Modells liegt darin, dass die Rollen wechseln können – die Nutzerinnen und Nutzer sind mal Kunde, mal Verkäufer. Zu den populärsten C2C-Plattformen in der Schweiz gehören ricardo.ch, ebay.ch, tutti.ch und anibis.ch.
- Ein B2B-Marktplatz ist eine Plattform, die gewerbliche Verkäufer und gewerbliche Kunden zusammenbringt. Hier verkaufen Händler und Hersteller ihre Produkte und Dienstleistungen an andere Unternehmen. Viele der grössten E-Commerce-Unternehmen im globalen Grosshandel, wie beispielsweise Alibaba, AmazonBusiness und Mercateo, sind B2B-Plattformen. Inzwischen öffnen etablierte Grosshändler ihre Online-Shops auch für andere Händler, meist, um das eigene Sortiment in der Breite um komplementäre Produkte zu erweitern. Würth hat z. B. schon 2016 die Plattform Wucato lanciert. Dort sind auch weitere Lieferanten gelistet, um den Würth-Kunden eine effiziente Beschaffung grösserer Sortimente zu ermöglichen.
Die Übergänge zwischen diesen Typen sind fliessend, denn auch auf den C2C-Plattformen finden sich viele gewerbliche Verkäufer. Einige Händler und Hersteller nutzen diese Marktplätze gezielt, um Restposten oder Retouren zu verkaufen. Gerade Auto-Plattformen, die ursprünglich als reine C2C-Plattformen gestartet sind, sind mittlerweile für Autohändler zu einem unerlässlichen Absatzkanal geworden.
Wir haben uns in den letzten Jahren klar als C2C-Plattform positioniert. Dennoch sind wir auf der Suche nach professionellen Händlern, jedoch vermehrt für Produkte, die auf klassischen Vertriebskanälen nicht mehr angeboten werden können. Also beispielsweise Retouren oder Ausstellungsware.
Francesco Vass, CEO, ricardo.ch
Umgekehrt sprechen B2C-Plattformen wie Amazon und Galaxus nicht nur Privatkunden, sondern auch gewerbliche Kunden an.
Struktur nach Sortimentsbreite
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bei den Marktplätzen ist deren Unterteilung nach der Sortimentsbreite:
- Vertikale Marktplätze konzentrieren sich auf einen bestimmten Sortimentsbereich, z. B. Mode, Kosmetik oder Uhren. Sie bieten ein enges Segment von Produkten und evtl. auch Dienstleistungen an. Diese Spezialisierung ist auch ihr Wettbewerbsvorteil. Ihnen wird eine hohe Kompetenz in der Warengruppe zugeschrieben, sie bieten massgeschneiderten Content zur Warengruppe, und können auch entsprechend zugeschnittene Dienstleistungen offerieren. Beispiele sind Douglas oder Chrono24. Vertikalen Marktplätzen gelingt es häufig besser, auch Produkte in höheren Preissegmenten zu verkaufen.
- Horizontale Marktplätze hingegen bieten Produkte und Dienstleistungen aus unterschiedlichen Warengruppen und Branchen an. Damit sprechen sie eine sehr breite Kundenbasis an. Diese Art von Marktplatz bietet ein One-Stop-Shopping; es werden verschiedene Kundenbedürfnisse an einem Ort erfüllt. Für die Kunden ist es bequem, mit nur einem Login und nur einer Registrierung ihrer Daten mehr oder weniger alles bei einem Anbieter zu kaufen. Für den Marktplatz besteht ein Vorteil darin, dass ein produktgruppenübergreifendes Cross-Selling möglich ist. Zudem sind die Marketing-Optionen umfangreicher, weil das Verhalten von Kundinnen und Kunden über zahlreiche Produktgruppen hinweg analysiert werden kann. Nicht zuletzt ist auch die Einkaufsfrequenz bei horizontalen Marktplätzen meist deutlich höher. Die meisten der grossen und bekannten Marktplätze wie Galaxus, Amazon oder Aliexpress sind horizontale Markplätze. Sie zeichnen sich durch ein umfangreiches und breites Sortiment aus.