Nachgefragt bei Kickbag GmbH

Kickbag auf weissem Tisch

Kickbag auf weissem Tisch

Nachhaltigkeit Nachgefragt bei Kickbag GmbH

Publiziert am 31.10.2023 von Martin Engeler, Co-Founder & Geschäftsleiter, Kickbag GmbH und Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant, Schweizerische Post

Das Einkaufsverhalten von Konsumentinnen und Konsumenten hat sich in den letzten Jahren stetig hin zu mehr Onlineeinkäufen verlagert. Daraus entstehen auch neue Herausforderungen mit Blick auf die Umwelt. Produkte, die online bestellt werden, brauchen in den meisten Fällen für den Versand eine Verpackung, was bekanntermassen zu viel Verpackungsmüll führen kann. Konsumentinnen und Konsumenten und Unternehmen ist Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen. Doch wie kann dem Anstieg von Verpackungsmüll und dem damit verbundenen Ausstoss von Emissionen sinnvoll entgegengewirkt werden?

Das St.Galler Startup Kickbag hat eine wiederverwendbare Verpackungslösung für den E-Commerce entwickelt, um das Thema Versandverpackungen umweltverträglicher zu gestalten. Um die Lösung sowohl für die Versandhändler wie auch für die Endkundschaft einfach nutzbar zu machen, liefert Kickbag nicht nur die Verpackungen, sondern stellt zudem einen einfachen und bequemen Prozess für den Rücktransport der leeren Kickbags zurück zum Händler zur Verfügung. Martin Engeler hat Kickbag 2020 mitgegründet und seither intensiv an der Weiterentwicklung der Lösung gearbeitet. Ende 2022 wurde Kickbag von der Schweizerischen Post übernommen, bleibt jedoch als eigenständiges Unternehmen auf dem Markt aktiv.

Was hat euch angetrieben, Kickbag zu entwickeln?

Wir haben gesehen, welche Berge an Verpackungsmaterial durch den Versand von Paketen entstehen. Das ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Gerade auch aus Sicht der Nachhaltigkeit. Mit Wegwerfverpackungen gehen viele wertvolle Ressourcen viel zu schnell verloren. Ein einziger Transport ist eine deutlich zu kurze Lebensdauer für eine Transportverpackung. Für Onlinehändler war es bisher schwierig, ihre Produkte mit wiederverwendbarer Verpackung zu versenden. Bestehende Lösungsansätze waren zudem nicht wirklich «Schweiz-tauglich» und haben uns mit ihrem Konzept nicht vollends überzeugt. Zudem ist der Verpackungsmüll aber auch für die Kundschaft ein Ärgernis. Wir erleben auch Onlinekundinnen und -kunden als immer mehr auf Nachhaltigkeits-Themen sensibilisiert. Hier ergibt sich eine Chance und die Möglichkeit zur Differenzierung aus Sicht der Onlinehändler.

Wie oft muss ein Kickbag eingesetzt werden, damit die Lösung nachhaltiger ist als herkömmliche Lösungen?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem von den konkreten Verpackungsmaterialien, die verglichen werden. Unsere Analysen haben aber klar gezeigt, wie überraschend stark der Hebel von Re-Use, also Wiederverwenden, ist. Mehrwegverpackungen machen es möglich, die Umwelteinflüsse, die bei der Produktion und beim Einsatz jeder Verpackung entstehen, auf mehrere Nutzungszyklen zu verteilen. Im Vergleich mit üblichen Kartonverpackungen schneidet die Mehrwegverpackung so schon beim zweiten Einsatz besser ab. Gegenüber anderen Verpackungen resultieren Einsparungen ab ca. der dritten oder vierten Verwendung. Es ist also schnell möglich, vom Potenzial einer Mehrwegverpackung zu profitieren. Zudem ist es spannend, dass die Schweiz ein ideales Anwendungsfeld für Mehrwegverpackungen darstellt: Die kurzen Transportwege erhöhen relativ gesehen die Relevanz der Verpackung, der Effekt von Mehrweg wird mit Blick auf die möglichen CO2-Einsparungen dadurch besonders stark.

Wo seht ihr aktuell die grössten Hürden für Mehrwegverpackungen?

Da ist z. B. noch der Preis. Auch wenn die Differenz über die ganze Lebensdauer eines Kickbags nicht gross ist, bleiben Einweg- respektive Wegwerfverpackungen günstiger. Aber viele Unternehmen erkennen die Dringlichkeit der Klimakrise und wollen ihren Beitrag leisten. Nachhaltigkeit bekommt dadurch auch erheblichen Wert. Wir helfen Unternehmen, ein Mehrwegsystem effizient zu organisieren und auch dadurch ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Ein effektiver Kreislauf von Mehrwegverpackungen erfordert eine hohe Rücklaufquote und damit verbunden Verbraucherakzeptanz. Konsumentinnen und Konsumenten sind Mehrwegverpackungen zum Teil noch nicht gewohnt. Sobald sich das System aber etabliert hat, werden immer mehr Kundinnen und Kunden Mehrwegverpackungen fordern. Es ist auch möglich, dass regulatorische Eingriffe die Verbreitung von Mehrwegverpackungen unterstützen werden.

Dann gibt es auch Sortimente, für die unsere Verpackungen noch nicht wirklich geeignet sind – das ist zum Beispiel bei sehr fragilen Artikeln der Fall. Aber auch hier arbeiten wir an Lösungen.

Worauf habt ihr besonders Wert gelegt bei der Entwicklung?

Natürlich war es uns wichtig, Produkte zu entwickeln, die effizient, umweltfreundlich und praktisch sind. Dabei stand für uns auch der ganze Prozess im Umgang mit dem Kickbag im Vordergrund. Wir wollen ein Mehrwegsystem für Verpackungen sowohl für die Händler wie auch für die Kundschaft so einfach wie möglich machen. Daher bieten wir ein smartes Kreislaufsystem an, inklusive Rückversand der Verpackungen. Da die Kickbags für das Retournieren zum Händler den Briefkanal nutzen, sind wir sehr kostengünstig und praktisch für die Endkundinnen und -kunden unterwegs. Es ist nicht nötig, eine spezielle Sammelstelle anzusteuern oder am Postschalter anzustehen. Einwerfen in den gelben Briefkasten genügt.

Aus Sicht der Onlinehändler werden mit dem Einsatz des Kickbags starke Werte transportiert: Nachhaltigkeit ist wichtig, und innovative Versandhändler sind bereit, mit dem Einsatz von Mehrwegverpackungen voranzugehen und die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden hoch zu gewichten. Der Kickbag kann zudem individualisiert gestaltet werden. Das Branding der Händler kann so bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten nach Hause getragen und mit den ökologischen Werten des Unternehmens verknüpft werden.

Martin Engeler, Co-Founder & Geschäftsleiter, Kickbag GmbH

Martin Engeler ist Co-Founder der 2020 gegründeten Kickbag GmbH, die Mehrwegverpackungslösungen für den E-Commerce und darüber hinaus anbietet. Heute führt er das Tochterunternehmen der Schweizerischen Post als Geschäftsleiter. Zuvor war er über zehn Jahre in der Unternehmensberatung für Familienunternehmen, KMU, Startups und öffentliche Institutionen tätig.

Portrait Martin Engeler

Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant, Schweizerische Post

Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post, verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und in der Projektumsetzung, insbesondere in den Bereichen E-Commerce, Web und PIM. Er besitzt umfangreiche praktische Kenntnisse mit Kunden aus verschiedensten Branchen. Mit diesem Wissen hilft er unseren Kunden, sich im digitalen Reifegrad weiterzuentwickeln und erfolgreich im Digital Commerce zu agieren.

Portrait Philippe Mettler

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