Talk mit Galina Witting von Baabuk

Junge sitzt auf Baum über Schafherde

Junge sitzt auf Baum über Schafherde

Auf nachhaltigen Sohlen Talk mit Galina Witting von Baabuk

Publiziert am 22.09.2022 von Alexis Chappatte, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post

Ich habe die Wollschuhe des Lausanner Startups Baabuk während des Semi-Lockdowns entdeckt. Es faszinierte mich zu sehen, wie sich ein lokales Startup im hart umkämpften Schuhmarkt etabliert. Deswegen wollte ich von Galina Witting, der Mitbegründerin von Baabuk, wissen, wie sie es geschafft haben, mit Baabuk ein so erfolgreiches Startup gründen.

Können Sie uns Baabuk kurz vorstellen? Seit wann gibt es das Unternehmen und wie hat es sich seitdem entwickelt?

Baabuk entwirft und vertreibt Schuhe und Accessoires aus Wolle. 2011 erhielten wir, Dan und Galina, die Baabuk gegründet haben, ein Paar Valenkis, traditionelle Filzschuhe aus Sibirien. Verblüfft über den Komfort und die Wärme dieser Schuhe hatten wir die Idee, Baabuk zu gründen: Wir wollten uns von diesem Erbe inspirieren lassen und Schuhe von gleicher Qualität herstellen, die sich an den modernen Lebensstil anpassen. Inzwischen gibt es eine Produktionsstätte in Nepal und eine Kooperation in Portugal, und es wurden mehrere Produktlinien auf den Markt gebracht.

Es gibt viele Onlineshops, die Schuhe verkaufen. Was ist das Besondere an Baabuk im Vergleich zu anderen?

Wir sind ein kleines Unternehmen, sodass unsere Geschäftsleistung finanzielle Auswirkungen auf eine kleine Anzahl von Menschen hat. Wir glauben, dass alles, was wir tun, dennoch einen Einfluss auf die Gesellschaft, die Umwelt und die Wirtschaft hat. Da wir verstehen, dass sich Gutes tun und Geld verdienen nicht gegenseitig ausschliessen, haben wir uns schon früh dafür entschieden, beim Aufbau unseres Unternehmens den Menschen und dem Planeten Vorrang einzuräumen. Das beginnt bei der Entscheidung, mit Wolle zu arbeiten, bei der Art der Herstellung und bei unseren Partnerschaften. Seit 2017 sind wir Mitglied der B-Corp-Gemeinschaft, die das Geschäft als Kraft des Guten nutzt, um soziale und ökologische Probleme zu lösen.

Sie sind in mehreren Märkten tätig, in der Schweiz, den USA und international. Haben die Kunden in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Erwartungen und Anforderungen? Wie sind Sie in Bezug auf die Logistik organisiert?

Die Erwartungen der Kundinnen und Kunden sind je nach Kontinent, Land und Zeit sehr unterschiedlich. Es ist eine unmögliche Aufgabe für ein Unternehmen unserer Grösse, mit all diesen Erwartungen Schritt zu halten und sie zu erfüllen. Wir haben uns für Transparenz und eine nachhaltige Kommunikation entschieden. Wenn die Messlatte zu hoch liegt, akzeptieren wir sie lieber und erklären unseren Kunden die Gründe dafür in aller Offenheit.

Was die Logistik betrifft, so erfolgt der Grossteil unserer Lieferungen von Lausanne aus. Wir sind eine langfristige Partnerschaft mit der Schweizer BVA-Stiftung eingegangen, einer Organisation, die Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen beschäftigt. Durch ihre Arbeitsethik, ihren Enthusiasmus und ihre Hingabe sind die BVA-Mitarbeitenden zu einem wichtigen Teil unserer Baabuk-Familie geworden und bringen Persönlichkeit, Stolz und Vielfalt in unser Büro und unser Leben.

Was tun Sie im Bereich des digitalen und/oder physischen Marketings, um Ihre Onlineshops sichtbar zu machen und Besucherinnen und Besucher anzuziehen?

Seit COVID hat sich der Wettbewerb sowohl online als auch offline verschärft. Wir müssen unsere Tools und Partnerschaften regelmässig überprüfen. So mussten wir beispielsweise die Facebook-Werbung komplett einstellen und stattdessen auf Google setzen. Wir haben die Zusammenarbeit mit Kommunikations- und Presseagenturen erneuert.

Wir messen unsere Marketingleistung auf viele verschiedene Arten, aber die meisten lassen sich auf die Kapitalrendite, die Kosten für die Akquisition oder Bindung oder den «lifetime value» der Kundinnen und Kunden reduzieren.

Diese grundlegenden Messgrössen geben uns einen umfassenden Überblick über unser Umfeld – von der Gewinnung neuer Kundinnen und Kunden bis hin zur langfristigen Kundenbindung. Die Analyse des gesamten «Marketing-Trichters» ist für ein stetiges Wachstum unerlässlich.

In all diesen Phasen haben wir festgestellt, dass eine Kommunikation im Einklang mit unseren Werten unser grösster Trumpf ist. Da Greenwashing in Marketingbotschaften immer häufiger vorkommt, schafft die transparente und authentische Darstellung unserer Stärken und Schwächen Vertrauen bei unserer Kundschaft, was zu einer langfristigen Treue führt.

Was sind die aktuellen Herausforderungen bzw. Projekte des Unternehmens?

Ende dieses Jahres möchten wir ein Programm zum Recycling und zur Reparatur von gebrauchten Baabuk-Produkten starten. Ziel ist es, den Lebenszyklus unserer Schuhe zu schliessen. Auch hier sind wir auf der Suche nach geeigneten Partnern und einer angemessenen Kommunikation.

Was raten Sie schliesslich in Anbetracht all Ihrer verschiedenen Erfahrungen den Startups, die dieses Interview lesen und sich einen Platz im heutigen Onlinehandel erobern möchten?

«Try, error, try again!» Viele Botschaften sind in diesem doch so einfachen Satz enthalten. Niemand wird die Arbeit für Sie erledigen. Sie können den Unterschied machen. Fehler sind positiv, so lernen wir. Nur Mut und Sturheit wird sich auszahlen.

Galina Witting

Galina Witting arbeitete für ein multinationales Unternehmen im In- und Ausland, bevor sie mit ihrem Mann Baabuk gründete. Galina ist es wichtig, ein natürliches Produkt zu schaffen, das nach strengen ethischen Standards hergestellt wird.

Portrait Galina Witting

Alexis Chappatte – Interviewer

Alexis Chappatte, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post, begleitet und berät Unternehmen in digitalen Transformationsprojekten.

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