Symbolbild
Nachgefragt bei Thierry Golliard Open Innovation für die Lieferkette
Robuste und zukunftssichere Lieferketten wünschen sich alle Unternehmen. Die Initiative Swiss SupplyChainTech der Berner Fachhochschule fördert innovative Lösungen und hat die Post als Partnerin an Bord. Thierry Golliard berichtet über Krisen und Trends im Supply Chain Management
Thierry Golliard ist Leiter Open Innovation und Venturing bei der Post.
Herr Golliard, die Post ist Partnerin der Swiss SupplyChainTech. Was verbirgt sich hinter dieser Initiative?
Swiss SupplyChainTech ist eine Experten-Community, die die Berner Fachhochschule (BFH) gegründet hat. Für die Post ist es bereichernd, mit der BFH sowie mit Startups zusammenzuspannen. Gemeinsam wollen wir innovative, technologiebasierte Lösungen in Logistik und Supply Chain Management sichtbar machen. Lieferketten sind Hebel für den nachhaltigen Erfolg.
Aktuell sind die Lieferketten unterbrochen und viele Herstellerinnen und Hersteller warten auf Rohstoffe und Komponenten. Welche Rolle spielt das Supply Chain Management in Krisenzeiten?
Die Bedeutung einer effizienten und gut gemanagten Lieferkette ist bekannt. Waren müssen in den korrekten Stückzahlen zum richtigen Zeitpunkt und so kosteneffizient wie möglich geliefert werden. In der Pandemie ist das Risikomanagement stärker in den Fokus gerückt. Wie mache ich meine Lieferkette widerstandsfähig? Plötzlich ist deutlich geworden, dass ein diversifizierter Beschaffungsansatz notwendig ist. Weitere wichtige Faktoren sind etwa Agilität und Transparenz. Ein Unternehmen, das schnell und angemessen auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagiert, ist im Vorteil. Wer über transparente Prozesse verfügt, kann einfach Schwachstellen erkennen und die Prognosefähigkeit steigern.
Wie steht es um den Bereich Logistik in der Supply Chain?
Lieferketten sind heute meist fragmentiert und noch nicht digitalisiert. Wenn ein Paket von der Schweiz in die USA versandt wird, sind viele verschiedene Akteure eingebunden, die zum grossen Teil noch papierbasiert arbeiten. Das System ist anfällig für Fehler. Wäre der Prozess beispielsweise Blockchain-basiert, würden Nachweisbarkeit und Sicherheit steigen.
Welche Rolle kann die Blockchain spielen?
Die Blockchain ermöglicht es, Transaktionen digital und transparent auszuführen, aufzuzeichnen und zu verarbeiten. Die Daten sind unveränderbar und werden von allen Partnerinnen und Partnern kontrolliert. Für weltweite postalische Flüsse ist es sinnvoll, internationale Standards zu schaffen und auf der Blockchain angesiedelte Labels und Zertifikate zu nutzen.
Wohin geht die Entwicklung?
Erstens ermöglicht die Digitalisierung eine gezielte Kundenorientierung. Die Post arbeitet gemeinsam mit Startups an Branchenlösungen für die Supply Chain und möchte Mehrwerte bieten wie das Thermomonitoring im Innern von Paketen, das für Lebensmittel und Medikamente wichtig sein kann. Zweitens wird die Städtelogistik noch relevanter. Empfängerinnen und Empfänger erwarten eine umweltschonende Logistik, die dynamische Routenoptimierung sowie die autonome Zustellung rücken näher. Drittens birgt der grenzüberschreitende Handel viel Potenzial: Es geht um Transparenz in der internationalen Lieferkette, Vertrauen, Sichtbarkeit, Verzollung und Retourenmanagement.
Welche Rolle spielt die Post dabei?
Wir denken nicht nur an den Markt und an Produkte, sondern in Ökosystemen, diese in der Natur sehr komplexen, hochadaptiven und erfolgreichen Beziehungsgefüge. Wenn unsere Supply-Chain-Lösungen in den Ökosystemen einzelner Branchen etwas bewirken, können wir die Schweiz beim Wachstum unterstützen.
Die Experten-Community richtet sich an Startups und wachsende Champions im Bereich Supply Chain Management, insbesondere im Einkauf, in der Logistik, im Transport und in der Distribution. Gegründet 2021 an der Berner Fachhochschule. In einem ersten Schritt erstellt die Community eine Startup-Karte und macht das SupplyChainTech-Umfeld in der Schweiz sichtbar. Das Ziel: Technologien und Lösungen für Lieferketten vorantreiben.
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