Der Onlinehandel in der Schweiz explodiert

Digitaler Handel Der Onlinehandel in der Schweiz explodiert

Publiziert am 27. 01.2021 von Andreas Wüthrich, Head of Digital Commerce Consulting, Post CH AG

Wohl kaum ein Jahr hat den Handel weltweit so durchgeschüttelt wie 2020. Ladenschliessungen, Lockdowns und verhaltenes Konsumverhalten haben Spuren beim stationären Handel hinterlassen. Dagegen schiessen die Umsätze der Onlinehändler aus der Schweiz durch die Decke.

Einmal im Jahr veröffentlicht die Credit Suisse ihre Studie «Retail Outlook». «Achterbahnfahrt» ist die treffendste Bezeichnung für den Geschäftsgang im Schweizer Detailhandel. So kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Frequenzen in den Innenstädten während des Lockdowns im Frühjahr um zwischen 60 und 80 Prozent abgenommen haben.

Insgesamt dürfte die verstärkte Nutzung des Homeoffice langfristig für einen Rückgang von zwischen 5 und 30 Prozent sorgen.

Hier waren und sind kreative Lösungen gefragt. Händler brachten so schnell wie möglich kontaktlose Abholmöglichkeiten an den Start oder versuchten, die Kunden per Video zu beraten. Gut gerüstet waren die Unternehmen, die bereits über eine starke Onlinepräsenz verfügten. Und deren Bedeutung dürfte nicht nachlassen, denn der Onlinehandel in der Schweiz übertraf alle Erwartungen.

Farmy mit dreistelligem Wachstum

Das bisher erfolgreichste Jahr seiner Unternehmensgeschichte hat der OnlinesShop Farmy.ch abgeschlossen. Mit seinem Angebot an regionalen Lebensmitteln steigerte Farmy den Umsatz 2020 um fast das Dreifache auf 26 Millionen Franken gegenüber 9,5 Millionen im Vorjahr. Das Unternehmen konnte direkt von der gesteigerten Nachfrage der Schweizerinnen und Schweizer profitieren. Das zeigt auch das Durchlaufvolumen deutlich. Am Standort Zürich hat es sich verdreifacht, im Raum Lausanne sogar vervierfacht. 

Verständlich, denn die Konsumentinnen und Konsumenten hatten nicht nur mit dem Lockdown zu kämpfen. Viele dürfte auch die Sorge bewegt haben, sich beim Gang in den nächsten Supermarkt möglicherweise mit dem Coronavirus anzustecken. Um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können, hat Farmy seine Belegschaft kräftig von 133 auf 220 Mitarbeitende aufgestockt.

Coop wächst online zweistellig

Coop erreichte im Coronajahr 2020 einen Umsatz von 30,2 Milliarden Franken. Das ist währungsbereinigt knapp unter dem Vorjahr (-0,2 Prozent) und dies, obwohl die eigene Gastronomie schliessen musste und auch der Geschäftsbereich Grosshandel unter der mangelnden Nachfrage leiden musste. Hier trug der Onlinehandel wesentlich dazu bei, dass das Ergebnis gehalten werden konnte. Denn online legte der Umsatz im Detailhandel kräftig um 35,2 Prozent zu. Der Onlinesupermarkt Coop.ch erzielte sogar ein sattes Plus von 42,6 Prozent.

Bei Migros explodiert der Onlineverkauf

Auch Migros hat das herausfordernde Jahr 2020 sehr gut gemeistert. Insgesamt darf sich das Unternehmen über ein Plus von 4 Prozent beim Umsatz freuen, der auf 29,8 Milliarden Franken stieg. Auch hier war der grösste Treiber eindeutig der Onlinehandel.

Über alle Bereiche der Migros-Gruppe hinweg wuchs der Onlineumsatz um 31 Prozent auf knapp 3 Milliarden Franken. Herausragend ist das Ergebnis von Digitec Galaxus mit einem Plus von über 50 Prozent (auf 1,7 Milliarden Franken). Der Internet-Supermarkt Migros Online (früher LeShop) stand mit einem Wachstum von 40 Prozent kaum zurück.

Und was ist mit Zalando?

Überraschend sind die Zahlen zur Modeplattform Zalando. So kommt die Credit Suisse zu dem Ergebnis, dass der Fashion-Händler nicht vom Onlineboom profitiert hat, sondern im Gegenteil einen Umsatzrückgang von 17 Prozent hinnehmen musste. Das Unternehmen verkündet selbst ja keine offiziellen Zahlen, so dass diese immer indirekt interpoliert werden müssen.

Experte Thomas Lang hat auf Twitter jedenfalls bereits der Darstellung widersprochen und geht selbst von 15 bis 20 Prozent Plus für Zalando aus. Hier ist das letzte Wort also noch nicht gesprochen.

Unabhängig davon, wie hoch der Zuwachs im Onlinehandel über alle Branchen hinweg aussieht: Das Jahr 2020 hat eine deutliche Verschiebung in Richtung des digitalen Handels gezeigt. Somit gehört es zur Zukunftsfähigkeit jedes Handelsunternehmens, sich online zu präsentieren. Und mit einem neuen Serviceangebot bietet die Schweizerische Post einen besonders leichten Einstieg.

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Andreas Wüthrich, Head of Digital Commerce Consulting, Competence Center Digital Commerce, Post CH AG

Andreas Wüthrich arbeitet seit August 2018 bei der Schweizerischen Post in der Abteilung Competence Center Digital Commerce als Head of Digital Commerce Consulting. Zuvor war er 14 Jahre bei der Dosenbach-Ochsner AG für die strategische Entwicklung der digitalen Vorhaben, die Operationalisierung und den Aufbau der Organisation verantwortlich.

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