Bitcoins im Shop akzeptieren?

Münze mit Bitcoin-Symbol auf Laptoptastatur

Münze mit Bitcoin-Symbol auf Laptoptastatur

Payment Bitcoins im Shop akzeptieren?

Publiziert am 22.08.2023 von Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

Wie sollten Onlinehändler mit dem Thema Kryptowährungen umgehen? Ist es bereits an der Zeit, Bitcoin und andere Kryptos im Shop zu akzeptieren? Und ist das tatsächlich so einfach, wie einige Berichte andeuten?

Traumhafte Renditen an den Börsen, schneller Reichtum über Nacht und das alles mit einem dezentralen Finanzsystem: Bitcoin, nahezu als Synonym für Kryptowährungen verwendet, hat in den vergangenen Jahren in den Medien für Furore gesorgt. Und die Meinungen zum Thema gehen stark auseinander.

Wie sieht es aber im E-Commerce damit aus? Sollten Onlinehändler heute bereits Kryptowährungen in ihren Shops akzeptieren? Erschliessen sie sich damit neue Zielgruppen und was ist dabei zu beachten?

Nicht vom medialen Wirbel blenden lassen!

Wer sich mit dem Thema Kryptowährungen kritisch auseinandersetzt, hat einen schweren Stand. Eine unbedachte Äusserung auf Twitter und der Shitstorm ist programmiert. Inzwischen hat das mediale Echo auf Bitcoin, Ethereum und andere Kryptos allerdings nachgelassen. Was zu einem guten Teil auch daran gelegen haben dürfte, dass viele Anlegerinnen und Anleger kurz vor den Höhepunkten der Kurse eingestiegen sind, die dann allerdings nachgegeben haben.

Noch vor gut einem Jahr drängt sich der Eindruck auf, dass Kryptowährungen zum «Mainstream» gehören. Das tun sie allerdings nicht. Eine von Statista herausgegebene Umfrage zeigt, dass von allen Befragten (zwischen 18 und 64 Jahren) in Deutschland gerade einmal 12 Prozent Kryptowährungen besitzen. Etwas höher ist der Anteil in der Schweiz mit 21 Prozent, die damit interessanterweise vor den USA liegt. Und Besitzen bedeutet eben nicht, auch sie zu benutzen. So hat der eine oder die andere vielleicht einen Teil des Vermögens in Gold angelegt, käme aber vermutlich nicht auf die Idee, damit in einem Laden oder Online-Shop bezahlen zu wollen. Gerade mal 1% der E-Commerce Kundeinnen und Kunden (PDF, 201.8 KB)Datei nicht barrierefrei gibt Krypto als eines der bevorzugten Zahlungsmittel an.

Es müssen also nicht sofort alle Händler auf den Kryptozug aufspringen. Sehr wohl kann es sinnvoll sein, um sich als besonders innovativ zu präsentieren, etwa wenn davon auszugehen ist, dass die Kundschaft über das entsprechende Verständnis und die notwendige Infrastruktur zum Bezahlen mit Bitcoins und anderen Kryptowährungen verfügt.

Die Herausforderungen im Shop sind gross

Die Integration von Kryptowährungen ist, anders als viele Befürworter es darstellen, keine triviale Angelegenheit. In erster Linie liegt dies daran, dass Kryptowährungen noch nicht Teil der üblichen Schemes sind (Kreditkarten, Rechnung, Twint usw.). Es handelt daher nicht um eine weitere Online-Zahlart, die im Shopsystem und beim PSP einfach freigeschaltet werden kann. Es sind gleich mehrere Fragen, zu lösen sind:

  • Kryptowährungen müssen genau wie andere Zahlungen in Franken oder Euro in Buchgeld verwandelt werden. Und das ist regulatorisch (Steuern, Verbuchung) leider nicht so simpel, wie es vorschnell dargestellt wird. Dies wird solange kompliziert bleiben, bis Kryptos in die Rails und Schemes von Banken, PSP und Issuern aufgenommen sind. Zwar arbeiten gerade MasterCard und Visa sehr konzentriert am Thema Krypto, aber eine einfach implementierbare Lösung gibt es derzeit nicht.
  • Es stellt sich auch die Frage (wie bei anderen Zahlarten), welche Kryptowährungen denn überhaupt akzeptiert werden sollen. Aktuell sind nach Marktkapitalisierung Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) führend. Allerdings liegen Binance Coin (BNB), Tether (USDT) und Cardano nicht so weit weg. Aber die Kapitalisierung sagt wiederum nichts über die tatsächliche Verbreitung aus.
  • Und das hat auch etwas mit der Volatilität zu tun. Kryptowährungen unterliegen starken Kursschwankungen. Frontseitig müsste ein Onlinehändler im Shop die aktuellen Wechselkurse in Echtzeit beim Pricing berücksichtigen. Zum anderen sich aber genauso beeilen, um die Einnahme dann auch in Schweizerfranken umzuwandeln.
  • Aktuell noch schwer einschätzbar ist die weitere Entwicklung der regulatorischen Vorschriften und der Gesetzeslage. Ein weiterer Grund dafür, dass sich PSP noch zurückhaltend zeigen.
  • Dazu kommen dann noch technische Detailfragen: Kryptotransfers aus einem Wallet heraus stellen die Nutzerinnen und Nutzer noch vor Herausforderungen. Die Benutzerfreundlichkeit ist derzeit keinesfalls mit Zahlungen per Kreditkarte vergleichbar. Zudem gibt es tatsächlich auch noch einige Probleme bei der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie in Hinblick auf die Skalierbarkeit und Geschwindigkeit der Transaktionen.

CDBC im Blick behalten

Es soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden, warum eingeschworene Anhänger von Kryptowährungen die Bemühungen der Zentralbanken kritisch sehen, eigenes digitales Geld zu entwickeln. Fakt ist, dass sowohl in den USA, Grossbritannien und innerhalb der EU bereits Pilotprojekte zur Einführung einer «Central Bank Digital Currency» laufen. Und auch die Schweiz reiht sich jetzt in den Kreis dieser Nationen ein.

Geht es nach den Plänen der Zentralbanken und allen beteiligten Organisationen, dann werden CDBC, die sich stark verkürzt als digitale Zwillinge der bereits vorhandenen Landeswährungen begreifen lassen, viele offene Probleme lösen. Diese umfassen die Regulatorik, Wechselkursschwankungen und letztlich auch die technische Implementierung. Denn sie werden wie Euro, Franken oder Dollar zu behandeln sein und damit dann auch von den Schemes berücksichtigt werden. Und sie werden offizielle Zahlungsmittel werden. Die weitere Entwicklung bei diesem Thema sollten Händlerinnen und Händler unbedingt im Blick behalten.

Kurzum: Es mag für das eine oder andere Onlinehändler Gründe geben, Kryptowährungen im Shop zu akzeptieren. Der Weg dahin ist aber komplex und ob die damit verbundenen Aufwände sich auch refinanzieren ist unklar.

Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

Philippe Mettler verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und Projektumsetzung, insbesondere in den Bereichen E-Commerce, Web und PIM. Er besitzt umfangreiche praktische Kenntnisse mit Kunden aus verschiedensten Branchen. Mit diesem Wissen hilft er unseren Kunden sich im digitalen Reifegrad weiter zu entwickeln und erfolgreich im Digital Commerce zu agieren.

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