Marktplätze: vom Hobby zur Selbstständigkeit

Seit vielen Jahren ist Nicolas Augsburger mit seinem Onlineshop ueliexpress.ch erfolgreich im Schweizer Onlinehandel tätig. Mit dem zusätzlichen Verkauf über Markplätze konnte er seinen Verkaufserfolg noch einmal deutlich ausbauen. So sehr, dass er sich damit mittlerweile selbstständig machen konnte. Was es dazu brauchte und wo er heute steht, lesen Sie im folgenden Interview.

Nicolas, wie kamst du auf die Idee, den Onlineshop ueliexpress.ch zu gründen?

Im Jahr 2016 habe ich meinen ersten Onlineshop Magsafe.ch gegründet. Gestartet bin ich mit drei verschiedenen MagSafe-Ladegeräten für Macbooks. Nach monatelanger Vorbereitung und Shop-Programmierung konnte ich live gehen. Bereits drei Wochen nach meinem Go-Live hatte ich den ersten Verkauf. Dies motivierte mich weiterzumachen. Als nächstes kamen Laptoptaschen, Laptopstickers und vieles mehr. Ich merkte schnell, dass hier viel Potenzial drinsteckt, und erweiterte mein Sortiment laufend. Zudem spezialisierte mich unter anderem auf iPhone- und Actioncam-Zubehör. So kam eins nach dem anderen. Da ich in dieser ganzen Zeit aber zu 100 Prozent angestellt war, musste ich alle Arbeiten auf den Abend und die Nacht verschieben. So ergaben sich oft Nachtschichten bis um 03.00 Uhr, obwohl ich am nächsten Tag arbeiten musste. Die Wochenenden wurden auch für den Shop geopfert, worunter auch mein Sozialleben litt. Leider passte dies damals meinem Arbeitgeber nicht, obwohl keine Konkurrenz vorhanden war, und meine Leistung im Job keineswegs darunter litt. Nach der Kündigung fiel ich in ein tiefes Loch und verstand die Welt nicht mehr. Der Weg nach oben war dann ein sehr langer. Weil mir gekündigt wurde und mein Onlineshop nicht genug Geld abwarf, um davon zu leben, musste ich einen neuen Job suchen. Gesucht und bei Interdiscount als Stellvertretung des Filialleiters gefunden. Leider war die Voraussetzung für diesen Job, dass ich meinen Onlineshop Magsafe.ch schloss, was ich dann auch tat. Weiter auf der Suche nach einer Lösung, kündigte ich nach zwei Jahren den Job bei Interdiscount und machte mich als Quereinsteiger im Bürohauptsitz bei Valora in der SAP-Bestandsführung nützlich. Als dann Covid kam und Homeoffice startete, war für mich klar, dass ich hier wieder an Magsafe.ch anknüpfen musste. Bei einem unterhaltsamen Abend mit Freunden entstand dann der Name Ueli Express, der mir bis am nächsten Tag nicht aus dem Kopf ging. Der Name war so einfach und simpel «Ueli» – ein klassischer Schweizer Name, um zu unterstreichen, dass hier kein Dropshipping betrieben wird, und «Express» damit der Kunde weiss, dass er bereits am nächsten Tag seine Bestellung hat.

Universalanbieter im Bereich Mobile Accessoires, Gadgets und Handyhüllen gibt es mittlerweile auch in der Schweiz en masse. Wie unterscheidet sich Ueli Express von anderen Onlineshops?

Dank meiner Erfahrung von über 20 Jahren in der Unterhaltungsbranche (ich bin da etwas «nerdy») weiss ich genau, was für die Kunden wichtig ist. Der Kunde wird ab Schweizer Lager bereits am nächsten Tag und mit der Schweizerischen Post beliefert. Retouren und Garantiefälle können einfach und unkompliziert gelöst werden. Immer mehr Dropshipper, vor allem auch aus Deutschland, überschwemmen den Schweizer Markt, es gibt genug deutsche Firmen, die eine «CH»-Domain haben, aber aus Deutschland und anderen Ländern versenden. Oft wissen Dropshipper selbst nicht mal, was für Produkte sie verkaufen. Und ebenso wissen die Kunden oft gar nicht, von welchen Lagern die Produkte kommen. Genau hier setzt Ueli Express an. Die Produkte werden bei uns inhouse geprüft, bevor sie in den Verkauf gehen. Dies unterscheidet uns klar von vielen Mitbewerbern, die kein eigenes Lager betreiben. So kann der Endkundenpreis tief und die Qualität der Produkte hoch gehalten werden.

Bis letztes Jahr hast du deine Produkte vor allem über deinen eigenen Kanal verkauft und unter anderem mithilfe von Google Advertising vermarktet. Welche Erfahrung hast du damit gemacht?

Mit dem Verkauf über meinen eigenen Onlineshop habe ich natürlich alles selbst gesteuert und verwaltet. So auch Onlinekampagnen, die ich zur Bekanntmachung meines Webshops und meiner Produkte genutzt habe. Vor allem auf Google Advertising im Sinne von Google Werbe- und Shoppinganzeigen habe ich gesetzt, das hat auch sehr gut funktioniert. Jedoch waren die Kosten auch entsprechend hoch, da im Bereich Handyaccessoires und -hüllen viel Konkurrenz auf dem Markt herrscht. Mit der Präsenz auf dem Marktplatz Digitec Galaxus konnte ich einen sehr grossen Teil meiner Werbeausgaben auf Google einsparen. Interessanterweise habe ich dadurch weder an Visibilität noch an Traffic auf meinem eigenen Onlineshop eingebüsst. Ich vermute, das ist auf die starke Präsenz von Digitec Galaxus zurückzuführen, die für ihre Händler ja auch Werbung auf diversen Plattformen schaltet.

Seit letztem Jahr bist du mit einem breiten Sortiment auf dem Marktplatz von Digitec Galaxus zu finden. Wie kam es dazu?

Ich war davor bereits mit sehr wenigen Produkten auf dem Marktplatz Galaxus präsent und wurde durch eine Mail vom Digital-Commerce-Consulting-Team der Schweizerischen Post nochmals auf die Möglichkeiten aufmerksam gemacht. Zugegeben, am Anfang war ich etwas skeptisch, ob sich der Aufwand lohnt, denn ich hatte nicht alle GTINs zur Hand und der Eintrag ins Handelsregister fehlte mir auch noch. Durch die intensiven Beratungsgespräche mit dem Digital-Commerce-Team, das mir jederzeit als Sparringpartner zur Seite stand, wurde mir aber das Potenzial von Marktplätzen immer mehr nähergebracht. Am Ende ging ich eigentlich nicht einmal in Vorleistung, da ich die Daten später oder früher sowieso gebraucht hätte. Also blieb ich dran und entschied mich, den Schritt zu gehen. Rückblickend hat sich das für mich mehr als gelohnt.

Inwiefern?

Ich bin seit September 2023 mit etwas mehr als 1500 Produkten live auf Galaxus und bereits ab der ersten Stunde waren so viele Bestellungen da, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Bis zu diesem Zeitpunkt betrieb ich Ueli Express ja nebenbei, so als Hobby. Seit dem Go-Live aber musste ich doch einige Spätschichten einlegen, um alle Bestellungen fristgerecht abzuarbeiten. Ich dachte auch, dass der Erfolg vorübergehend wäre, da wir uns gegen das vierte und somit umsatzstärkste Quartal des Jahres bewegten. Ich hätte nicht weiter danebenliegen können! Die Bestellungen hielten an, stiegen sogar teilweise über die Monate hinweg. Zuletzt so stark, dass ich mich entschied, mich vollständig meinem Onlineshop Ueli Express zu widmen und meinen eigentlichen Job an den Nagel zu hängen. Nun konzentriere ich mich voll und ganz auf Ueli Express, denn es gibt sicherlich noch einiges zu tun.

Der Erfolg, auf Marktplätze zu gehen, scheint dir Recht zu geben. Hast du irgendwelche Tipps für Händler, die diesen Schritt auch wagen möchten?

Obwohl ich am Anfang skeptisch war und vor allem den Aufwand sah, den ein solches Marktplatz-Onboarding mit sich bringt, empfehle ich jedem, offen für solche Anfragen zu sein und mutig den ersten Schritt zu wagen. Natürlich müssen die Kosten kalkuliert und die Erträge prognostiziert werden. Aber schlussendlich war bei mir der Aufwand geringer als das, was ich dann effektiv durch die Marktplatzpräsenz Monat für Monat erzielen konnte.

Ganz wichtig finde ich auch, dass man die eigenen Prozesse im Griff hat oder den Anspruch, sie optimieren zu wollen. Auch ich war zu Beginn nicht optimal aufgestellt, habe aber den Entschluss gefasst, nahe beim Projekt zu bleiben und sie innert angemessener Frist zu erledigen. Denn ich wollte nicht, dass sich das Vorhaben über Monate hinweg zieht und ich am Ende nicht mehr die Kraft dafür habe. So war es dann auch der Fall, dass ich ohne automatische Auftragsverarbeitung auf Digitec Galaxus startete, was mir ein Gefühl dafür gab, wie der Marktplatz funktioniert. Den Ausbau der Schnittstelle habe ich dann über die Zeit vorgenommen, als ich bemerkte, dass ich das Bestellvolumen händisch nicht mehr alleine abarbeiten kann.

Noch eine letzte Frage: Wohin geht die Reise mit Ueli Express? Kannst du uns einen Einblick gewähren in das, was noch ansteht?

Ich bin erst am Anfang meiner Reise mit Ueli Express und den vielen Möglichkeiten, die mir der Schweizer Onlinehandel bietet. Ich bin daran, viele geschäftsinterne Prozesse zu optimieren, um die Auftragsabwicklung effizienter zu gestalten. Ausserdem gibt es Änderungen an meiner Lagersituation, auch dem muss ich mich widmen. Und zu guter Letzt beschäftige ich mich mit anderen Marktplätzen und schaue mir da die Möglichkeiten an, um noch mehr potenzielle Kundinnen und Kunden von Ueli-Express-Produkten zu begeistern. Du siehst, es steht noch einiges an und ich freue mich sehr darauf. Ohne die Anfrage durch das Digital-Commerce-Consulting-Team und die jederzeit sehr enge Begleitung und Beratung wäre dies alles nicht geschehen und ich bin selbst gespannt, wo die Reise in Zukunft noch hinführen wird.