Illustration: Was den Onlinehandel bewegt

Händlerbefragung der ZHAW Was den Onlinehandel bewegt
Die ZHAW führte dieses Jahr zum sechsten Mal eine umfassende Befragung von Onlinehändlern aus der Schweiz und Österreich durch. Dabei hat sich gezeigt: Die Zeiten nach Corona werden herausfordernder. Nur noch die Hälfte der befragten Händler verzeichnete 2022 Wachstum, und die Konkurrenz nimmt zu.
KI und Automatisierung
Ein Teil der Studie untersucht den Einfluss von KI auf den Onlinehandel. Insbesondere ChatGPT bietet grosses Potenzial. Als relevantesten Bereich für den KI-Einsatz wird dabei die Erstellung von Content gesehen. Aber auch im Kundenservice wird viel Potenzial verortet. Gerade im Bereich Kundendienst und Beratung zeigen sich einige spannende Konzepte, die bereits gute Resultate liefern, wie beispielsweise der Jumbot von Jumbo. Aber auch das Marketing verspricht sich einiges Potenzial, beispielsweise optimierte Gestaltung und Kampagnen oder auch im Bereich der Suchmaschinenoptimierung.
Herausfordernde Marktsituation
Zu schaffen macht vielen Händlern die herausfordernde Marktsituation. Dabei spielen gleich mehrere Themenfelder eine Rolle. Viele Händler geben an, dass sich der Wettbewerb merklich verschärft hat und damit der Preisdruck zunimmt. Gleichzeitig wird erfolgreiches Marketing anspruchsvoller. Umso mehr, als das aktuelle Marktumfeld viele Händler zu Budgetkürzungen zwingt. Nicht zuletzt macht sich auch der Fachkräftemangel bemerkbar. Dieser bremst die Händler bei Innovation und Weiterentwicklung merklich aus. Der aktuelle Fachkräftemangel führt nach Aussage der befragten Händler dazu, dass Front- und Backend der Onlineshops nicht so schnell wie gewünscht weiterentwickelt, Produktentwicklungen und Innovationen nicht vorangetrieben, Projekte storniert sowie die Kundenakquise und -beratung aufgrund der Unterbesetzung reduziert werden. Etwas entschärft haben sich die Herausforderungen rund um die Lieferketten, und die Verfügbarkeit gewisser Sortimente hat sich verbessert.
Payment: TWINT auf dem Vormarsch
Im Bereich Payment ist TWINT weiterhin auf einem beispiellosen Vormarsch. Die Anzahl Händler, die TWINT anbieten, hat sich in den letzten vier Jahren verdreifacht. TWINT ist nach der Kreditkarte die zweithäufigste angebotene Zahlungsmethode. Auch weitere Mobile-Payment-Anbieter wie Apple Pay oder Google Play sind langsam auf dem Vormarsch. Obwohl die Kreditkarte immer noch das am häufigsten angebotene Zahlungsmittel ist, geht der Umsatz mit Kreditkarten in den Shops merklich zurück.
Handel nach Corona
Prof. Ralf Wölfle ergänzt die Studie zudem mit einem Gastbeitrag über die langfristigen Auswirkungen der Coronapandemie auf den Onlinehandel. Dafür wurden Interviews mit 18 ausgewählten Händlern geführt. Die Befragten sind sich dabei einig, dass sich der Handel seit 2022 in einer schwierigen Situation befindet. Dies gleich aus mehreren Gründen. Zum einen ist da der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der unter anderem die Energiepreise markant hat steigen lassen und für grosse Unsicherheiten sorgt. Weiter verschieben sich die Ausgaben in Bereiche, die während der Corona-Pandemie zu kurz kamen, wie insbesondere Reisen. Schliesslich wurden während der Pandemie viele Investitionen vorgezogen, die nun nicht mehr getätigt werden müssen.
Als positiv werden die Zukunftsaussichten für den Handel in den nächsten fünf Jahren beurteilt. Rund 40 Prozent der befragten gehen von einem Wachstum von über 5 Prozent aus, was im Vergleich zu den Jahren vor Corona ein hoher Wert ist.
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