Frau am Laptop mit Kartonpaket auf dem Tisch
Verpackungen der Zukunft Das denken Privatkundinnen und Privatkunden und Onlinehändler über Mehrwegverpackungen und unverpackte Sendungen.
Jede/r kennt sie: Viereckig, aus Karton und meistens etwas grösser als erwartet: Die Kartonschachtel. Das handelsübliche Päckli macht heute, zusammen mit Plastik- und Papiertüten, den mit Abstand grössten Anteil aller Verpackungen aus. Besonders nachhaltig ist das nicht. Mehrwegverpackungen und unverpackte Sendungen könnten das ändern. Zwei Studien von Customer & Market Insights haben die Meinungen von Onlinehändlern und Privatkundinnen und Privatkunden über die beiden Verpackungsarten abgeholt.
Mehrwegverpackungen
Das Thema umweltfreundliche Verpackungen ist in aller Munde. Gerade erst hat sich die Europäische Kommission dem Thema Verpackungsabfall angenommen. Sie will überflüssige Verpackungen einschränken und wiederverwendbare Verpackungslösungen fördern. Das Ziel: Bis 2040 sollen die Verpackungsabfälle pro Kopf um 15% abnehmen. Höchste Zeit also, sich mit alternativen Verpackungsmethoden auseinanderzusetzen. Eine davon ist die Mehrwegverpackung. Anstatt Waren in fragilen Karton- oder Plastikverpackungen zu transportieren und diese anschliessend wegzuwerfen, könnten Waren zukünftig in robusteren und wiederverwendbaren Verpackungen verschickt werden. Nach dem Gebrauch würden diese zurückgegeben und erneut verwendet werden.
Nicht nur bei den Behörden, auch innerhalb der Bevölkerung bewegt das Thema Nachhaltigkeit. 91% der befragten Privatkundinnen und Privatkunden geben an, gebrauchte Verpackungen grundsätzlich zu recyclen. Etwa die Hälfte der befragten Privatkundinnen und Privatkunden verwendet Verpackungen mehrmals. Wenig erstaunlich also, dass Privatpersonen von der Idee der Mehrwegverpackung überzeugt sind: 67% der befragten Privatkundinnen und Privatkunden wären bereit, ihre Sendungen in Mehrwegverpackung zu erhalten und diese anschliessend wieder zurückzugeben.
Nutzungsbereitschaft Mehrwegverpackungen
67% der Antwortenden wären bereit, Mehrwegverpackungen zu erhalten und zurückzugeben.
Frage: Wären Sie grundsätzlich bereit, Ihre Ware in Mehrwegverpackungen zu erhalten und diese nach Gebrauch für eine erneute Verwendung zurückzugeben?
[Anzahl Antworten = 337 , Skala: Nicht bereit, eher nicht bereit, eher bereit, bereit, kann ich nicht beurteilen]
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Onlinehändlern. Auch sie begrüssen die Idee von Mehrwegverpackungen und gehen davon aus, dass diese in Zukunft stärker in den Umlauf gelangen werden. Die Mehrheit der Onlinehändler sieht in über der Hälfte ihrer Sendungen ein Potenzial für Mehrwegverpackung.
Potential für Mehrwegverpackung
Mehrwegverpackungen könnten bei den Interessierten für einen grossen Teil der Sendungen (bei 51% der Antwortenden kommen mehr als 50% der Sendungen in Frage) verwendet werden.
Frage: Wie gross ist der Anteil Ihrer Sendungen, wo Mehrwegverpackungen nützlich sein könnten?
[Filter: Akzeptanz von Mehrwegverpackung, Anzahl Antworten = 57]
Der Umstieg auf neue Verpackungsarten stellt die Onlinehändler aber auch vor Herausforderungen, so beispielsweise in der Betriebslogistik und in der Lagerhaltung. Rund 60% der befragten Onlinehändler geben an, dass sie logistische Herausforderungen daran hindern, bereits heute Mehrwegverpackungen zu nutzen. Heutige Mehrwegverpackungen im Stil von Dispoboxen sind für viele der befragten Onlinehändler oft zu teuer und nicht mit den Anforderungen einer effizienten Lagerhaltung vereinbar.
Eine wiederverwendbare Verpackungslösung, die bereits von mehreren Schweizer Detailhändlern wie PKZ, Jumbo oder Schuhhaus Walder eingesetzt wird, kommt von Kickbag. Das St. Galler Startup wurde im Dezember vergangenen Jahres von der Schweizerischen Post übernommen. Der Kickbag ist eine wiederverwendbare, flexible Versandtasche aus recyceltem Kunststoff mit Klettverschluss. Der robuste, wetterfeste und langlebige Kickbag kann anstelle von klassischen Einwegverpackungen für den Versand eingesetzt werden. Anstatt Versandverpackungen nach einmaligem Gebrauch zu entsorgen, kann der Kickbag an den Versandhändler retourniert und anschliessend immer wieder eingesetzt werden.
Originalverpackung
Manchmal ist weniger mehr: Nebst der Mehrwegverpackung stellt der Versand originalverpackter Sendungen eine weitere Möglichkeit dar, um die Abfallmenge zu reduzieren. Anstatt bereits verpackte Produkte, beispielsweise Schuhe im Originalkarton, in einer weiteren Aussenverpackung einzupacken, könnten diese zukünftig direkt im Originalkarton verschickt werden.
Heute sind originalverpackte Sendungen wenig verbreitet. Gerade mal 9% der Sendungen werden von Onlinehändlern ohne Aussenverpackung verschickt. Dabei begrüssen viele der befragten Privatkundinnen und Privatkunden die Idee originalverpackter Sendungen. Nicht ganz die Hälfte der befragten Privatkundinnen und Privatkunden wäre grundsätzlich bereit, Sendungen so zu erhalten.
Nutzungsbereitschaft Originalverpackung
47% der Antwortenden wären grundsätzlich bereit, ihre Sendungen originalverpackt zu erhalten.
Frage: Wären Sie in Zukunft grundsätzlich bereit, Waren in Originalverpackung verschickt zu erhalten?
[Anzahl Antworten = 337 , Skala: Nicht bereit, eher nicht bereit, eher bereit, bereit, kann ich nicht beantworten]
Allerdings äussern sie auch Bedenken. Sie befürchten, dass aufgrund der fehlenden Diskretion über den Sendungsinhalt, Diebstähle zunehmen könnten. Ausserdem möchten viele nicht, dass die Nachbarn sehen können, was sie bestellt haben. Wichtig ist für die befragten Privatkund:innen auch, dass die Originalverpackung in gutem Zustand bei ihnen eintrifft. Allfällige Garantieansprüche und der Wiederverkaufswert der bestellten Ware sind hierfür die genannten Argumente.
Für die Onlinehändler kommen originalverpackte Sendungen eher weniger in Frage. Nur 18% der befragten Onlinehändler wären bereit, Sendungen originalverpackt zu verschicken. Ein grosser Teil der befragten Onlinehändler befürchtet, dass die gelieferte Ware beim Transport beschädigt werden könnte. Das ist insbesondere im Geschäft mit Retouren ein Problem. Laut einer Studie von Statista werden rund 77% der retournierten Ware erneut zum Neupreis verkauft. Beim Versand oder bei der Retournierung beschädigte Waren können schlecht und teilweise gar nicht wiederverkauft werden. Dieses Risiko wollen viele Onlinehändler nicht eingehen.
Wie sieht’s in Zukunft aus?
Der Trend der Nachhaltigkeit ist längst im Onlinehandel angekommen. Für 30% der Onlinehändler ist die Nachhaltigkeit der Produkte, Logistik und Verpackung aktuell das wichtigste Thema. Der Verpackungsmarkt bietet Potenzial, um diesem Trend noch gerechter zu werden und sich von der Konkurrenz differenzieren zu können. Privatkundinnen und Privatkunden fordern heute nachhaltige Angebote und wollen selbst entscheiden: Rund 60% der befragten Privatkundinnen und Privatkunden möchten beim Bestellabschluss selber bestimmen, welche Verpackungsart beim Versand zum Einsatz kommt. Die Studienergebnisse von Customer & Market Insights zeigen, dass umweltfreundliche Verpackungsarten den Bedürfnissen der Privatkundinnen und Privatkunden entsprechen. Konkret zeigt sich das im Bestellabschluss: Hier würde sich die Mehrheit der befragten Privatkundinnen und Privatkunden für den Versand ihrer Ware in Mehrwegverpackungen oder unverpackter Sendungen entscheiden.
Verpackungswahl Online Bestellung
Zwei Drittel der Antwortenden würden sehr wahrscheinlich eine Mehrwegverpackung wählen.
Frage: Angenommen im Onlinehandel könnten Sie auswählen, welche Verpackungsart bei den bestellten Produkten zum Einsatz
kommt. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie eine der folgenden Verpackungsarten auswählen?
[Filter: Antwort Verpackungswahl Online Bestellung: Ja, Anzahl Antworten = 204 , Skala: 1-4, 1 = sehr unwahrscheinlich, 4 = sehr wahrscheinlich, kann ich nicht beurteilen]
Ob Mehrwegverpackungen oder unverpackte Sendungen das herkömmliche Kartonpäckli ersetzen können, wird sich zeigen. Umweltfreundliche Verpackungsmethoden müssen die Aspekte Kosten und Lagerhaltung zukünftig so erfüllen, dass Onlinehändler diese auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll einsetzen können. In jedem Fall sind innovative Lösungen im Verpackungsmarkt gefragt, für solche ist das Vermarktungspotenzial grösser denn je.
- VdZ Privatkunden-Studie 2023: Durch die Post durchgeführte Online-Befragung (n=337 Privatpersonen) zum Thema Verpackung der Zukunft.
- VdZ Onlinehändler-Studie 2023: Durch die Post durchgeführte Online-Befragung (n=155 Onlinehändler im Bereich des E-Commerce) zum Thema Verpackung der Zukunft.
- Schweiz - Ausgesendet vs. retournierte Pakete 2022 | Statista
- Europäischer Grüner Deal: Verpackungsmüll reduzieren und CO2-Entnahmen zertifizieren (europa.eu)