Warum Sie über Open-Banking-Strategie nachdenken sollten

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Open Banking Warum Sie über Open-Banking-Strategie nachdenken sollten

Publiziert am 17.01.2023 von Stephan Lamprecht, Journalist

Der Webshop ist heute für die meisten Handelsunternehmen der wichtigste Absatzkanal. So lohnt es sich, alle damit zusammenhängenden Prozesse zu optimieren. Open Banking kann hier ein wichtiges Instrument sein. Wir werfen einen vertiefenden Blick auf den Nutzen der Technologie.

Alle Prozesse in einem Webshop sollten sich für die Kundschaft möglichst reibungslos darstellen. «Smooth» sein, wie es unter Marketing-Fachleuten immer so schön heisst. Das Bezahlen am Ende des Bestellvorgangs hat in diesem Zusammenhang eine grosse Bedeutung. Der Begriff «Open Banking» scheint vordergründig in erster Linie lediglich mit dem Payment zu tun zu haben. Die Nutzung der Technologie eröffnet aber noch weitere Handlungsoptionen.

Was ist Open Banking?

Es ist schwierig, eine allgemeingültige Definition von «Open Banking» zu liefern. Im Kern handelt es sich dabei allerdings um eine Technologie, die auf Basis von Standards und Schnittstellen den Zugriff auf die Kontoinformationen der Bankkundschaft bietet, nachdem diese ihre Zustimmung dazu erteilt hat. Kurzum: Mit Open Banking wird die Banking-Schnittstelle für Dritte geöffnet.

Einige FinTechs haben sich auf das Angebot für Open Banking spezialisiert und bieten den Zugriff über leicht zu implementierende Programmierschnittstellen (API) an. Und weil es sich bei Kontoinformationen ja um sensible Daten handelt, achten die Regulierungsbehörden wie die FINMA oder BaFin darauf, dass hier nicht einfach jedes Unternehmen aktiv werden kann. Um Open Banking anbieten zu dürfen, wird wenigstens die Lizenz des «Kontoinformationsdienstes» benötigt.

Ermöglicht wurde Open Banking durch eine Richtlinie der EU, die ausdrücklich die Banken dazu aufforderte, Kontodaten via Schnittstellen auch für Dritte freizugeben. Wer als Handelsunternehmen mit einem Unternehmen beim Open Banking zusammenarbeitet, das über eine Lizenz verfügt, darf davon ausgehen, sich regulatorisch auf der sicheren Seite zu befinden.

Möglichkeiten von Open Banking beim Check-out

Entscheidet sich das Handelsunternehmen, mit einem Anbieter zusammenzuarbeiten, der über die Lizenz eines «Zahlungsauslösedienstes» verfügt, verbessert es den Check-out und die Effizienz der eigenen Bezahlprozesse. Zum Beispiel beim Bezahlen mit der klassischen Banküberweisung. Die ist bekanntlich mit einer Verzögerung für das Handelsunternehmen verbunden. Zum anderen erfordert sie den aktiven Besuch des Banking-Portals oder die Nutzung der Banking-App durch die Kundschaft.

Mit Open Banking respektive dem Einsatz eines Spezialanbieters wird das anders. Anders als bei einer klassischen Überweisung muss die Kundschaft keine Transaktion bei der Bank in Auftrag geben. Stattdessen läuft die Bezahlung direkt über den Payment Provider ab, der den Betrag innerhalb weniger Minuten an den Händler weiterleitet.

Die Kundschaft profitiert von der Zeitersparnis bei dem von ihr präferierten Weg. So stammen Verwendungszweck und Bankverbindung für die Überweisung direkt aus der vom Handelsunternehmen eingesetzten Software. Zahlendreher oder vergessene Angaben gehören der Vergangenheit an. Davon profitieren auch die Händler, weil der Aufwand, der sich durch den Zahlungsabgleich ergibt, minimiert wird. Sofern (Teil-) Rückzahlungen an die Kundschaft nötig werden, lassen sich diese ebenso einfach abwickeln.

Der Vorgang lässt sich mittels «Instant Payments» noch weiter beschleunigen. Im Kern steckt dahinter eine Echtzeitüberweisung, die dann vom Zahlungsauslösedienst auf den Weg gebracht wird. Das Geld landet also binnen Sekunden auf dem Konto des Handelsunternehmens.

Weitere ungehobene Potenziale von Open Banking im Digital Commerce

So naheliegend der Einsatz von Open Banking beim Payment auch ist: Die Möglichkeit, via API auf die Kontoinformationen zugreifen zu dürfen (denn die Zustimmung der Kundschaft bleibt notwendig), erlaubt weitere Einsatzszenarien. Und macht deutlich, auf welchem Datenschatz die Banken bisher exklusiv gesessen haben. Dazu einige einfache Beispiele:

  • Zur Eröffnung eines Girokontos müssen die Kundinnen und Kunden üblicherweise ihre Identität nachweisen. Damit können Händler also davon ausgehen, dass es sich bei den Daten vom Konto um eine verifizierte Adresse und ein korrektes Geburtsdatum handelt. Bei Produkten, die einen Altersnachweis erfordern, können die Bestellerinnen und Besteller diesen einfach mit ihrem Konto erbringen.
  • Die Analyse der Umsatzdaten eignet sich auch als Basis für die Bonitätseinschätzung der Kundinnen und Kunden. Die Transaktion ist damit also mit weniger Risiken verbunden.
  • Die Umsatzdaten des Kontos zeigen natürlich auch, wann und wo die Kundschaft bereits einmal etwas bestellt und bezahlt hat. Damit eignen sich die Daten auch dazu, Stammkundschaft zu entdecken, die bisher nicht bekannt war. Oder auch, um gezielt Personen anzusprechen, die bisher bei Konkurrenten gekauft haben. Auch hier gibt es erste FinTechs, die auf solche «Card Linked Offers» setzen.

Informieren und Strategie entwickeln

Das ist alles keine Zukunftsmusik, sondern gehört zum Angebot einer Reihe von Unternehmen. Hier eine eigene Strategie zu entwerfen und zu überprüfen, welche Services den eigenen Shop und die Kundenerfahrung abrunden, ist also sinnvoll.

Stephan Lamprecht, Journalist

Stephan Lamprecht begleitet seit zwei Jahrzehnten als Journalist und Berater das E-Commerce-Geschehen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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