Retouren und Nachhaltigkeit − geht das?

Holzwürfel mit Nachhaltigkeitssymbolen

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Onlinehändlerstudie 2022 Retouren und Nachhaltigkeit − geht das?

Publiziert am 06.12.2022 von Alexis Chappatte, Digital Commerce Consultant Schweizerische Post

Themen wie Recycling oder umweltfreundliche Verpackungen sind längst beim Onlinehandel angekommen. Auch sind immer mehr Unternehmen bestrebt, ihre Produkte nachhaltiger zu produzieren. Dabei handeln Onlineshops aus eigenem Antrieb, aber auch weil die Kundschaft immer häufiger Nachhaltigkeit fordert.

E-Commerce vs. stationärer Handel

Auch der Onlinehandel führt zu Emissionen: Die Pakete müssen zugestellt werden, und es wird viel Verpackungsmaterial benötigt. Gerade Retouren werden im Kontext der Nachhaltigkeit oft als grosses Problem angesehen. Und natürlich haben sie ungünstige Auswirkungen, so z. B. beim CO2-Ausstoss. Dennoch ist die Bilanz des Onlinehandels im Vergleich zum stationären Handel gut. In einer Metastudie hat die Logistics Advisory Experts GmbH die Klimaschädlichkeit des stationären Handels und des Onlinehandels verglichen. Dabei hat sich gezeigt, dass in vielen Fällen der Onlinehandel wesentlich weniger schädliche Auswirkungen auf die Umwelt hat als der stationäre Handel. Besonders der individuelle Verkehr zu den stationären Geschäften erzeugt sehr viel CO2. Daneben verursachen auch die Verkaufslokale mehr Emissionen als die Infrastruktur für den Versandhandel.

Somit greift es zu kurz, Retouren aus Sicht der Nachhaltigkeit grundsätzlich zu verteufeln, denn sie sind integraler Teil des Onlinehandels. Und der alternative Einkauf im stationären Geschäft führt in vielen Fällen zu deutlich mehr Emissionen als der Versand der Onlinebestellungen.

Konsumentinnen und Konsumenten erwarten Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist zum Hygienefaktor geworden und seitens der Kundschaft ein wachsendes Bedürfnis. Die heutige Kundschaft hinterfragt kritisch und informiert sich. Das geht auch aus den Ergebnissen des Stimmungsbarometers 2022 hervor: 77 Prozent der Befragten wünschen sich Informationen zur Herkunft von Produkten. Für Unternehmen ist es aus diesem Grund ratsam, möglichst umweltfreundliche Waren herzustellen und zu vertreiben und sie auch möglichst umweltschonend zu versenden. Im Onlineshop bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit an, nachhaltige Produkte als solche auszuweisen und mit Filterkriterien für die Kundschaft direkt auffindbar zu machen.

Dem Onlinehandel bietet sich dabei eine Chance, die Wirtschaft insgesamt grüner zu gestalten. Aber auch für ihn gilt: Weniger ist mehr − CO2-kompensierter Versand, umweltschonende Verpackungen und die Reduktion von Retouren. Ein wichtiger Baustein für nachhaltige Produkte ist zunächst das Verpackungsdesign. Mit der Auswahl der richtigen Verpackung kann man einerseits CO2-Emissionen verringern und andererseits durch die Verantwortungsübernahme auch neue Segmente von umweltbewussten Käuferinnen und Käufern ansprechen.

Retouren und Nachhaltigkeit

Wie kommt hier nun Nachhaltigkeit ins Spiel? Bei der Auswahl der Verpackung sollte auf umweltfreundliche Materialien geachtet werden, um die schädlichen Auswirkungen gering zu halten. Aber auch der Rücktransport der Retouren führt zu Emissionen. Und nicht zuletzt entstehen Emissionen, wenn retournierte Produkte vernichtet werden.

Nachhaltige Versandoptionen berücksichtigen

Der Onlinehandel hat gegenüber dem stationären Handel den Vorteil, dass die durch Autofahrten entstehenden umweltschädlichen Auswirkungen reduziert werden. Auch umweltschonende Verpackungen können zur Nachhaltigkeit beitragen. Aber auch der Versand steht in der Pflicht, wenn es um die Verringerung von Treibhausgasen geht.

Viele Logistikunternehmen, wie zum Beispiel auch die Schweizerische Post, bieten einen CO2-kompensierten Versand an, bei dem die verursachten Emissionen wieder ausgeglichen werden. Im Falle der Schweizerischen Post wird jedes Paket CO2-kompensiert zugestellt. Mit der Wiederverwendung bereits genutzter Kartons für Pakete können ebenso Umweltkosten reduziert werden.

Retourentransport

Neben der Verpackung ist auch der Transport der Retouren umweltbelastend. Dies ist zwar in vielen Fällen weniger drastisch als vermutet, da bestehende Logistikwege verwendet werden können – so kann beispielsweise der Lieferwagen, der die Pakete für den Versand abholt, gleich auch die Retouren zu den Händlern zurückführen.

Nachhaltige Logistikmöglichkeiten und Verpackungsoptionen rücken auf der Agenda der Unternehmen immer weiter nach oben, denn je schneller der Onlinemarkt wächst, desto grösser wird auch die Umweltbelastung und die Kritik an der E-Commerce-Branche. Es wird sich zeigen, welche innovativen Ideen sich langfristig durchsetzen und das Einkaufserlebnis in Zukunft «grüner» machen werden.

Alexis Chappatte, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

Alexis Chappatte, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post, verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und Umsetzung digitaler Transformationsprojekte für Kunden von KMU bis hin zur öffentlichen Verwaltung. Er hilft ihnen dabei, eine nachhaltige digitale Strategie zu entwickeln, die die neuen Konsumgewohnheiten und Erwartungen ihrer Endkunden berücksichtigt.

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