Menschen in einer futuristischen Umgebung

Retail-Technologie Automatisierung, KI und Convenience – Retail von heute
Erstmals seit der Coronakrise fand in diesem Jahr wieder die EuroCIS, die Leitmesse für Handelstechnologien, statt. Sie bewies, dass Technologie die Prozesse im Handel optimieren und den Kunden mehr Convenience bieten kann.
Über 9000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher haben sich die neuesten technologischen Errungenschaften im Retailbereich angesehen. Und wie sieht sie aus, die neue Welt des Handels?
Ohne Digitalisierung läuft nichts
Unter den Besucherinnen und Ausstellern dürfte in einem Punkt Einigkeit herrschen: Ohne Digitalisierung läuft im Handel von heute nichts mehr zusammen. Wer ein kanalübergreifendes Konzept verfolgen will, also den stationären Store mit der Onlinewelt verbindet, kommt ohne den Einsatz von digitalen Tools nicht mehr voran. Die Zeit des kleinen Lädchens, das mit Ausnahme der Registrierkasse ohne digitale Technik auskam, läuft unerbittlich ab. Es ist auch für kleinere Unternehmen höchste Zeit, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie die Kundschaft online erreicht werden kann und sich eigene Prozesse optimieren lassen.
KI übernimmt immer mehr Aufgaben
SAP, Microsoft und eine Reihe weitere Spezialisten präsentierten Lösungen, die Möglichkeiten zur Nutzung von künstlicher Intelligenz im Handel aufzeigten; zum Beispiel im Bestandsmanagement. Schon immer eine der grössten Herausforderungen im Handel. Im Zeitalter von Social Media und viralen Plattformen wie TikTok oder Instagram, helfen selbst langjährige Erfahrungen im Einkauf und der Disposition allein nicht mehr weiter. Täglich entstehen neue Muster im Verhalten der Kundinnen und Kunden. Das lässt sich allein mit Excel nicht mehr bewältigen und schon gar keine Trends entdecken. KI kann hier Trends aufspüren, noch bevor der Händler von der Nachfrage überrollt wird. Und so die optimale Lieferfähigkeit im Onlineshop und im Store sicherstellen.
Nur Daten zeigen, was die Kunden wollen
Der Handel sammelt gigantische Datenschätze. Aber nur die wenigsten nutzen diese intensiver. Dabei stecken darin die Wünsche und Vorlieben der Konsumenten. Informationen, mit deren Hilfe sich neue Serviceangebote identifizieren, Trends entdecken und neue Produkte entwickeln lassen. Die Handelskette «Fressnapf» hat dies erkannt und baut gerade ein cloudbasiertes 360°-Ökosystem rund um den Bereich Tier auf. Darin werden die unterschiedlichsten Tools und Daten aus verschiedenen Quellen zusammenfliessen, um so aus Kundeninformationen und Erfahrungen der Beschäftigten die Kundenerfahrung zu optimieren.
Mehr Effizienz mit dem IoT
Auch das «Internet der Dinge», das IoT, spielte auf der EuroCIS eine wichtige Rolle. Hier überraschten die Hersteller etwa auch mit der Weiterentwicklung von bekannten Lösungen. Elektronische Etiketten (die «Electronic Shelf Labels», ESL) wurden bisher primär unter dem Kundenfokus gesehen. Sie sparen dem Händler Zeit beim Auszeichnen der Ware und bieten kundenseitig die Möglichkeit, ressourcenschonend mehr Informationen zu Produkten anzuzeigen. Sie können aber auch die Effizienz beim Picking von Bestellungen heben. Via App und Lichtsignalen werden die Mitarbeitenden beim Zusammenstellen der Waren durch die Regale geführt. In Zeiten, in denen viele Unternehmen auf den Versand aus der Filiale umstellen («Ship from Store») eine grosse Arbeitserleichterung.
Im Lebensmitteleinzelhandel oder dem Vertrieb von Medikamenten übernehmen Sensoren des IoT die permanente Überwachung der Temperatur aller Produkte. Und führen diese via Cloud zusammen, wo sie dann beispielsweise im Rahmen von Hygieneberichtspflichten weiter genutzt werden. Dank WLAN und langlebiger Batterien halten sich die Aufwände für Installation und Wartung im Rahmen.
Hybride Modelle für mehr Convenience
Eines der grossen Themen der EuroCIS war das kanalübergreifende Einkaufen. Der Handel hat verstanden, dass die Kundschaft von heute einerseits die Vorteile und die Bequemlichkeit des Onlinehandels nutzen will, andererseits aber nicht auf die vertrauten Stores völlig verzichten mag. Eine komplexe Aufgabe, besonders für Unternehmen, die auf ein Franchise-Konzept und selbstständige Kaufleute setzen. Die Babymarkt-Kette BabyOne trägt dem mit einem neuen Shop Rechnung, der dem Omnichannel-Konzept folgt, die Handelspartner einbindet und für das Smartphone optimiert ist.
Das Smartphone in der Hand der Kundinnen übernimmt auch noch weitere Aufgaben. Beim REWE-Konzern wird die Technologie von Shopreme dafür genutzt, damit die Kunden in automatisierten Stores ein- und auschecken können. Ware aus dem Regal nehmen, begutachten und selbst scannen – ein eindrucksvolles Beispiel für die intelligente Verzahnung von Technologie.
Digitale Technik wird den Handel weiter prägen. Zeit, einzusteigen.