Vitale Innenstädte nach Corona

(Re-)Vitale Innenstädte Vitale Innenstädte nach Corona

Publiziert am 23.03.2020 von Boris Hedde, Geschäftsführer IFH KÖLN

Alle Macht geht von den lokalen Besucherinnen und Besuchern aus! Was sind deren Einschätzungen? Wie können daraus folgend mögliche Stellschrauben für die Revitalisierung der Innenstädte nach der Krise aussehen?

COVID-19 versetzt Innenstädte und Ortszentren in ein Zwangskoma. Befürchtungen um die wirtschaftlichen Folgen sind gross. Entsprechend ist jetzt schon zu planen, wie ein Re-Start zu gestalten ist. Die Studie «Vitale Innenstädte 2020» mit knapp 58 000 persönlichen Interviews mit Passantinnen und Passanten in deutschen Innenstädten im September und Oktober 2020 zeigt den Weg auf.

Zu den herausgearbeiteten Stellschrauben für die Revitalisierung nach dem Lockdown zählen:

  1. die treuen und weiterhin anzutreffenden Besucherinnen und Besucher der Innenstadt;
  2. der Einzelhandel als lokale Grösse;
  3. der anzustrebende Erlebniswert vor Ort;
  4. der digitale Reifegrad des Handelsstandorts;
  5. die Bespielung lokal anzutreffender Communities sowie
  6. der Einsatz ganzheitlicher Stadtkonzepte.

1. Besucherinnen und Besucher

Es wurde empirisch messbar, dass Besucherinnen und Besucher der Innenstädte tendenziell älter werden. Darüber hinaus gibt etwa ein Fünftel an, wegen des Onlineshoppings seltener die Innenstädte zu besuchen.

2. Einzelhandel

Entgegen vieler Meinungen von Expertinnen und Experten sind andere Besuchsmotive wie Gastronomie, Freizeit und Kultur zwar auf dem Vormarsch, aber der Einzelhandel bleibt weiterhin Besuchsmotiv Nummer eins. Seine Bedeutung gilt es weiterhin zu unterstreichen, denn der stationäre Einzelhandel ist für die Gesamtattraktivität nachweislich weiterhin relevant.

3. Erlebniswert

Dabei kommt dem Faktor «Erlebniswert» eine besondere Bedeutung zu. Er zahlt gemäss vorliegender Analyseergebnisse stark auf die Gesamtattraktivität der Innenstädte ein. Er ist aber in puncto «Zufriedenheit mit dem Erlebniswert in Innenstädten» im Vergleich und bundesweit schwach ausgeprägt.

4. Digitaler Reifegrad

Ebenfalls auszubauen ist aus Sicht der Besucherinnen und Besucher das Thema «Digitalisierung». Gerade einmal die Hälfte sieht die Städte diesbezüglich gut aufgestellt. Ein Hebel für die richtige Strategie ist die Visitor Journey der jeweils anzutreffenden Besuchergruppen.

5. Communities

Als «Communities» mit unterschiedlichen Erwartungen und Wünschen offenbaren die unterschiedlichen Besuchergruppen Ansätze, um die Revitalisierung kurzfristig in Angriff zu nehmen. Besuchsanlässe und -motive sind zu verzahnen. Letzteres zwingt zur stärkeren lokalen Kooperation kommerzieller und nicht-kommerzieller Akteure.

6. Ganzheitliche Stadtkonzepte

Grundsätzlich leitet sich aus den Angaben der Befragten die Forderung nach neuen «systematisierten Stadtkonzepten» ab. Es geht nicht nur darum, die Anbieterstruktur nach Sortimenten zu optimieren. Vielmehr sind auch die weichen Faktoren, wie der Wunsch nach Orten zum Wohlfühlen und um Leute zu treffen, zu berücksichtigen.

In der Detailbetrachtung der Ergebnisse finden sich eine Reihe konkreter Ansätze, bei denen schnell gehandelt werden kann. Gleichzeitig sei aber gewarnt, dass nicht der kurzfristige Aktionismus Erfolg haben wird, sondern der systematische Aufbau eines neuen Stadterlebens, das nachhaltig wirkt und aus den Erwartungen der lokalen Besucherinnen und Besucher abgeleitet ist.

Fazit: Es gilt die Krise für einen «echten» Neuanfang zu nutzen.

Boris Hedde, Geschäftsführer IFH KÖLN

Boris Hedde ist seit Ende 2009 Geschäftsführer des IFH KÖLN. Schwerpunkte seiner Arbeit sind forschungsbasierte Markt- und Kundenanalysen sowie Beratung in den Themenfeldern Handel im digitalen Zeitalter und (kommunaler) Strukturwandel. Boris Hedde gründete unter anderem VITAIL, das Kompetenzforum für Handel, und ist an verschiedenen Initiativen rund um die Themen Innenstadt und Handel beteiligt.

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