Nachgefragt bei Julien Jordan – die erste Krypto-Briefmarke der Schweiz

Swiss Crypto Stamp

Swiss Crypto Stamp

Swiss Crypto Stamps Nachgefragt bei Julien Jordan – die erste Krypto-Briefmarke der Schweiz

Publiziert am 08.12.2021 von Derya Kilic, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post

Am 25. November hat die Schweizerische Post die erste Krypto-Briefmarke der Schweiz auf den Markt gebracht. Der Ansturm auf die Krypto-Briefmarken war so gross, dass der Postshop kurzzeitig nicht mehr verfügbar war und die Briefmarken innert wenigen Stunden ausverkauft waren.

Der Krypto-Hype ist riesig. Spätestens seit der steten Entwicklung von Bitcoin und Co. ist das Kryptothema in aller Munde. Dass nun auch Briefmarken mit der blockchainbasierten Technologie digitalisiert werden können, kommt nicht von ungefähr. Studien zeigen, dass das Marktvolumen von Kryptosammelstücken bis 2030 auf 200 Milliarden Franken geschätzt wird.

Wir haben mit Julien Jordan, Verantwortlicher für die Swiss Crypto Stamps und Marktmanager Briefmarken und Philatelie bei der Schweizerischen Post, gesprochen.

Warum hat sich die Post dazu entschieden, Krypto-Briefmarken anzubieten?

Die Gründe sind sehr vielseitig. Ich habe vor einiger Zeit damit angefangen zu schauen, was sich auf dem Briefmarkenmarkt tut, nachdem ich vor einem Jahr bei Briefmarken und Philatelie begonnen hatte. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass das Briefgeschäft seit Jahren rückgängig ist und damit auch die Nachfrage nach Briefmarken sinkt. Ich wollte mir also etwas Neues überlegen, dass es so bisher in der Schweiz noch nie gab. Bei der Österreichischen Post habe ich dann gesehen, dass diese 2019 Krypto-Briefmarken herausgebracht hat. Die Idee, die physische Briefmarkenwelt mit der Digitalen zu verknüpfen, klang für mich sehr spannend. Die Möglichkeit, Briefmarken nun auch digital sammeln, tauschen und handeln zu können, machte das Thema noch attraktiver. Kommt noch hinzu, dass der Erfolg bei unserem Nachbarn Österreich riesig war. Also nahm ich das Thema intern auf und nach einigem Hin und Her war es nun diesen November soweit, dass wir die ersten Crypto Stamps der Schweiz verkaufen durften.

Wen spricht die Post mit den Crypto Stamps an? Handelt es sich dabei um eine ganz bestimmte Zielgruppe? Gibt es bereits Insights dazu?

Ich glaube, wir können die Zielgruppe in zwei Gruppen aufteilen. Einerseits sprechen wir damit Briefmarkensammlerinnen und -sammler an, die Interesse an neuen Briefmarkenprodukten haben. In der Schweiz zählen wir mehrere zehntausend Briefmarkensammlerinnen und -sammler, weltweit sind es gar 8 bis 10 Millionen. Diese Zielgruppe ist im Schnitt 50 Jahre alt. Andererseits sprechen wir eine eher noch junge Zielgruppe an: Crypto Trader, Sammlerinnen und Sammler sowie IT-Affine, die die Entwicklung der Technologie mit grossem Interesse verfolgen und sich mittendrin bewegen. Hier sprechen wir von circa 68 Millionen Menschen weltweit, Tendenz steigend. Die Zielgruppe ist irgendwo zwischen 14 bis 45 Jahre alt.

Da der Markt neu ist, werden laufend weitere Insights gesammelt.

Die Crypto Stamps waren innert kürzester Zeit ausverkauft. Auf dem Postshop war so viel Traffic, dass dieser kurzzeitig nicht mehr erreichbar war. Habt ihr mit diesem Ansturm gerechnet? Wie erklärst du dir den Hype?

Sturm? Hurrikan trifft es besser! Spass beiseite. Wir haben schon damit gerechnet, dass das Interesse gross sein würde, und wir haben entsprechend die Server hochgefahren und zusätzliches Personal rekrutiert und informiert. Aber damit haben auch wir nicht gerechnet.

Ich glaube, der Hype um Krypto kommt nicht seit gestern. Das sieht man auch sehr gut am Beispiel von Shiba Inu Coin, eine Kryptowährung, die in einem Monat eine Wertsteigerung von knapp 1000 Prozent verzeichnete und mittlerweile zu den weltweit grössten Kryptowährungen gehört. Dasselbe im Kunsthandel, in dem durch NFTs (kurz für Non Fungible Tokens) Kunstobjekte digitalisiert und für Millionen von Franken verkauft werden. Sie haben eines gemeinsam: In beiden Anwendungen stecken sehr viel Geld, was wiederum ein grosses Publikum anzieht. Die Frage, welchen langfristigen Wert die Kryptotechnologie erzeugen wird, bleibt jedoch offen. Deshalb werden wir den Markt weiterhin genau beobachten.

Kannst du uns kurz und knackig erklären, wie diese Crypto Stamps funktionieren? Was ist so besonders daran?

Wir haben 175 000 Krypto-Briefmarken auf den Markt gebracht. Jede dieser Briefmarken ist mit einer Token ID von 1 bis 13 versehen. Sobald man die Briefmarke hat, kann man auf der Post-Website überprüfen, wie selten oder häufig sie vorkommt. Von den Seltensten gibt es 50 Stück. Im Video zu Crypto Stamps gehe ich darauf ein, wie die Briefmarken funktionieren.

Das Besondere an unseren Crypto Stamps ist der ERC1155-Standard, der es uns erlaubt, dass jede Token ID eine beliebige Anzahl von Token erhalten kann. Somit sind nicht 175 000 Token IDs vorhanden, sondern 13, weil die Crypto Stamps einer ganzen Gruppe zugewiesen sind. Der Standard bringt den Vorteil einer besseren Interoperabilität mit aktuellen und zukünftigen NFT-Marktplätzen.

Wer die Briefmarke digital anwenden möchte, kann das silbrige Feld auf der Briefmarke aufrubbeln und mit dem Passwort die Briefmarke in die digitale Welt transferieren. Digital handeln kann man sie dann auf entsprechenden Blockchainbasierten Marktplätzen.

Ob man diesen digitalen Schritt aber wagt, entscheiden alle selbst. Die Briefmarken können auch herkömmlich gesammelt, getauscht oder auf Onlinemarktplätzen wie ricardo.ch gehandelt werden.

What’s next? Kannst du uns ein Ausblick darüber geben, was wir als nächstes erwarten dürfen?

Zuerst einmal bin ich sehr erleichtert darüber, dass die Aktion ein grosser Erfolg war. Wir haben sehr viele nationale und internationale Anfragen erhalten, die wir zurzeit abarbeiten. Da sich im Briefmarkenmarkt sehr viel tut, werden wir den Markt weiterhin beobachten und dann entscheiden, wie es weitergehen könnte. Eines wissen wir ganz sicher: Auch in Zukunft wird das Digitalisieren von Briefmarken weltweit ein grosses Thema sein.

 

Derya Kilic, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post

Sie unterstützt Händler in der Weiterentwicklung ihres digitalen Reifegrads durch strategische Digitalisierungsberatungen und die Erarbeitung von Lösungskonzeptionen.

Portrait Derya Kilic

((commentsAmount)) Kommentare

Bei der Anfrage ist ein Fehler aufgetreten.
  • (( comment.firstname )) (( comment.lastname )) (( comment.published )) (( comment.content ))

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Fragen an unsere Experten oder benötigen Beratung? Wir sind für Sie da!

Zum Kontakt