Recht für alle

Legal Tech steht für die Digitalisierung der Rechtsbranche. Es steht aber auch für eine frische Denke, die zu neuen kundenzentrierten Angeboten führt und den Zugang zum Recht für die Bevölkerung erleichtert. Die Corona-Pandemie hat dem digitalen Transformationsprozess ordentlich Schub verliehen.

Vor fünf Jahren fegte der Begriff Legal Tech wie ein Wirbelwind durch die Rechtsbranche und löste einen regelrechten Hype aus. Es schien, als würde Technologie in kürzester Zeit die Arbeit von Juristinnen und Juristen nicht nur beschleunigen, sondern zum ersten Mal in der Geschichte der Jurisprudenz grundlegend verändern. Nach der ersten grossen Euphorie kühlte sich das Interesse wieder ab und eine gewisse Skepsis machte sich breit. Nicht nur, was die Fähigkeiten von neuen Technologien anging, sondern auch darüber, was die digitale Transformation für die Rechtsbranche und jeden einzelnen ihrer Akteure bedeutet. Denn Legal Tech steht nicht nur für die Digitalisierung von Prozessen, sondern ganz grundsätzlich auch für Veränderung. Eine Veränderung, die die meisten Juristinnen und Juristen gar nicht suchen. Veränderung bedeutet immer auch Schmerz und jede Menge Arbeit. Und Arbeit haben sie bereits genug.

Dabei wurde bisher von vielen verkannt, dass wir schon lange im Zeitalter der individuellen Massenfertigung von juristischer Arbeit angekommen sind. Legal-Tech-Plattformen arbeiten seit Jahren daran, von der Einzelfallbetrachtung wegzukommen und alles zu standardisieren, was sich standardisieren lässt, um es am Ende zu automatisieren. Das führt zu juristischer Unterstützung, die online und ohne persönlichen Kontakt zu den Klientinnen und Klienten stattfindet. Das klingt zunächst wenig romantisch, hat aber den Vorteil, dass Rechtsdienstleistungen dadurch für einen Grossteil der Bevölkerung erschwinglich werden.

Damit eine jahrhundertealte Branche den digitalen Transformationsprozess jedoch erfolgreich meistern kann, braucht es nicht nur das Wissen rund um Technologie, sondern auch den Willen, neues Terrain zu beschreiten. Beides war und ist noch nicht in genügendem Ausmass vorhanden. Die Corona-Pandemie, so dramatisch und unberechenbar sie auch ist, hat der Digitalisierung der Rechtsbranche aber ordentlich Schub verliehen. Was vor zwei Jahren noch die Idee einer Welt war, wie sie sein könnte, wurde plötzlich gelebte Realität. Auch für progressive Köpfe innerhalb der Rechtsbranche war das eine Herausforderung, weil alles so schnell gehen musste und viele Akteure völlig unvorbereitet getroffen hat. Trotzdem wurden einer ganzen Branche die Augen geöffnet und neue Möglichkeiten offenbart.

Nach turbulenten Monaten fragt sich heute niemand mehr ernsthaft, ob in die Digitalisierung investiert werden soll, sondern vielmehr, wie und wo. Legal Tech ist im operativen Geschäft angekommen. Während Juristinnen und Juristen nun ihr Know-how in Sachen Technologie, Projektmanagement und digitale Kommunikation mit Weiterbildungen auf den neusten Stand bringen müssen, darf die Bevölkerung neue kundenzentrierte Angebote und einen besseren Zugang zum Recht erwarten.

Die Connecta Bern wird auch im 2021 aufgrund der aktuellen Lage digital durchgeführt. Die Vielfalt der Digitalisierung, welche die Connecta auszeichnet, wird neben dem Connecta Blog in den Formaten Connecta TV und Connecta Talk aufgegriffen. Hier erfahren Sie mehr: www.post.ch/connecta.