Nachgefragt bei yumcha.ch

eFood Nachgefragt bei yumcha.ch

Publiziert am 13.04.2021 Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

E-Food hat durch Corona einen massiven Schub erlebt. Für viele Kundinnen und Kunden ist das Onlineeinkaufen von Lebensmitteln alltäglicher geworden. Dennoch bleibt der Onlinehandel mit Nahrungsmitteln eine Herausforderung. yumcha.ch hat den Schritt mit tiefgekühlten Dim Sum dennoch gewagt.

Die HongCore GmbH produziert seit mehreren Jahren hochwertige kantonesische Spezialitäten. Sie beliefert damit primär Restaurants und Hotels. Im vergangenen Jahr kam nun yumcha.ch dazu. Ein Onlineshop, in dem Dim Sum an Endkonsumentinnen und -konsumenten verkauft werden. Oliver Grob und Ronnie Yue geben uns einen Einblick, wie sie den Einstieg in den B2C-Markt gemeistert haben.

Die HongCore GmbH bedient schon länger die Schweizer Gastronomie mit Dim Sum. Nun beliefert ihr seit letztem Jahr Endkundinnen und -kunden direkt via euren Onlineshop. Was waren die Überlegungen für diesen Schritt? Wie seid ihr vorgegangen?

Richtig, mit der Produktelinie SteamWok sind wir schon seit rund sieben Jahren im Gastrobereich unterwegs. Für uns war aber immer klar, dass wir uns strategisch weiterentwickeln wollen, um einer Abhängigkeit von den Restaurants und Hotels vorzubeugen. Wir evaluierten sorgfältig verschiedene Varianten, bevor wir uns für einen B2C-Onlineshop entschieden. Für uns wären auch Entwicklungen in andere Richtungen denkbar gewesen, beispielsweise die Eröffnung eigener Lokale. Heute sind wir überzeugt, mit der Eröffnung des YUM-CHA-Onlineshops den richtigen Entscheid getroffen zu haben.

Dabei waren wir uns bewusst, dass eine zentrale Herausforderung die Logistik sein wird. Und damit stellte sich sehr schnell die Frage der Profitabilität eines solchen Geschäfts. Wir haben uns entsprechend seriös darauf vorbereitet.

Beispielsweise haben wir viel Zeit investiert, um die richtige Versandlösung zu finden. Das Thema Nachhaltigkeit war uns sehr wichtig. Unsere ersten Tests haben wir mit Einweg-Verpackungslösungen aus Karton und Isoliermatten aus Stroh gestartet. Die Menge an Abfall war aber zu gross und wurde in den Tests kritisiert. So haben wir uns für Mehrwegboxen entschieden, die die Post nicht nur zustellt, sondern auch wieder zurückführt. Das funktioniert nach Startschwierigkeiten inzwischen gut.

Unsere Dim-Sum-Delikatessen werden tiefgefroren geliefert. Um auch an heissen Sommertagen eine einwandfreie Lieferung garantieren zu können, brauchen wir eine sehr gute Wärmedämmung. Gleichzeitig wollen wir nicht Abfallberge produzieren.

Der Weg zum funktionierenden Onlineshop war aber lang und steinig. Der finanzielle und zeitliche Aufwand wurde grösser als eingeplant, um all unseren Ansprüchen gerecht zu werden. Gleichzeitig haben wir sehr viele Erfahrungen gesammelt und lernen noch immer jeden Tag dazu.

Der Entscheid, ins B2C-Geschäft einzusteigen, fiel in der Zeit vor Corona. Welches waren für euch die wichtigsten Erlebnisse/Erkenntnisse aus der Corona-Krise?

Aus heutiger Sicht sind wir natürlich froh, den Schritt gemacht zu haben. Da ein grosser Teil unserer Produkte an die Gastronomie geht, bekamen wir die Schliessungen stark zu spüren. Trotz den Hotels und Take-aways, die teilweise noch arbeiten konnten, waren die Einbrüche massiv.

Die Corona-Pandemie hat unserem Onlinegeschäft sicher einen Schub gegeben. Zum einen stieg der Druck für uns, nun schnell vorwärts zu kommen. Zum anderen hat sich auch das Verhalten der Kundschaft deutlich verändert. Wir haben das Gefühl, dass auch viele Leute, die vor Corona kaum online Lebensmittel eingekauft haben, das nun regelmässig machen. Für uns wurde besonders auch die Homeoffice-Pflicht positiv spürbar.

Neu ist und war für uns der direkte Kontakt zu unseren Kundinnen und Kunden. Das zählt zu unseren wichtigsten Erfahrungen. Von ihnen haben wir viele tolle Feedbacks auf allen Kanälen erhalten. Zudem hatten wir auch Kundinnen und Kunden, die Videos mit unseren YUM CHA Dim Sum gedreht und publiziert haben. Zum einen sind diese Feedbacks für uns sehr motivierend, zum anderen helfen sie uns aber auch, unsere Premium-Produkte bekannt zu machen. Wir sind zudem stolz darauf, als spezialisierter Dim-Sum-Marktplayer die Dumplings in der Schweiz seit rund sieben Jahren bekannter zu machen und die kantonesische Esskultur zu vermitteln.

Konntet ihr feststellen, dass sich das Konsumverhalten während des letzten Jahres verändert hat?

Wir stehen mit unserem B2C-Shop ziemlich am Anfang. Somit können wir noch nicht auf eine lange Entwicklung zurückschauen. Generell stellen wir aber fest, dass das Bestellvolumen grösser wurde. Und was uns sehr freut, ist, dass wir eine grosse Stammkundschaft gewinnen konnten.

Der Onlinehandel mit Lebensmitteln hat einige Eigenheiten. Gerade frische Produkte sind schwierig zu handhaben. Welche Erfahrungen konntet ihr damit sammeln?

Die Logistik ist sicher eine zentrale Herausforderung. Man merkt, dass es auch in der Schweiz noch wenig E-Food-spezifische Branchenlösungen gibt. Kleider oder Elektronikprodukte nehmen keinen Schaden, wenn sie einen Tag länger unterwegs sind. Das ist bei gekühlten Produkten anders. Sind diese infolge logistischer Probleme bei der Zustellung auf der letzten Meile zu lange unterwegs, müssen die verdorbenen Produkte leider vernichtet werden. Wir müssen also sicher sein, dass unsere Lieferungen am nächsten Tag bei den Kundinnen und Kunden pünktlich ankommen, was z. B. während des Weihnachtsgeschäfts nicht immer garantiert werden konnte.

Um das zu schaffen, muss auch das Zusammenspiel vom Bestelleingang bis zur Anlieferung an die Haustür funktionieren. Diesen Ablauf zuverlässig realisieren zu können, war herausfordernd, denn die Prozesse müssen nahtlos ineinandergreifen.

Auch müssen wir saisonale Unterschiede berücksichtigen. Das heisst, im Sommer ist für uns die Kühlung der Produkte schwieriger als im Winter. Für 24 bis 36 Stunden können wir mit der heutigen Lösung aber in jedem Fall eine perfekte Kühlung garantieren.

Gibt es Punkte, die euch beim Einstieg in den B2C-Handel besonders überrascht haben? Was waren die Highlights oder unerwartete Herausforderungen?

Uns hat sicherlich überrascht, wie viel Effort es braucht, um einen attraktiven Onlineshop für tiefgekühlte Dim Sum und Trockenware aufzubauen. Insbesondere der Versand von TK-Produkten stellte stets eine besondere Herausforderung dar. Wir sind sehr zufrieden, einen bedienungsfreundlichen Shop anbieten zu können.

Ein besonderes Highlight ist sicherlich jedes Feedback der Kundinnen und Kunden. Sei dies via Social Media in Form von tollen Posts und Fotos über den Genuss unserer köstlichen Dim Sum oder als coole Vorschläge oder berechtigte Fragen als wichtige Elemente des Dialogmarketings.

Viele Menschen haben sich daran gewöhnt, mehr online zu bestellen. Auch Lebensmittel. Welche Entwicklung seht ihr in den nächsten Jahren? Was bleibt nach Corona, und welche Prioritäten seht ihr für euch?

Generell sind wir sicher, dass sich gerade im E-Food-Bereich in den nächsten Jahren viel bewegen und die Entwicklung nachhaltig sein wird. Denn andere Lebensgewohnheiten in einer «neuen Zukunft» nach Corona werden das Konsumverhalten beeinflussen. Trotzdem gehen wir davon aus, dass das Einkaufserlebnis im stationären Lebensmittelhandel auch in Zukunft gute Chancen hat.

Die Logistikbranche ist gefordert, Lösungen anzubieten, die auf den Versand von Lebensmitteln allgemein und TK-Produkten im Speziellen ausgerichtet sind. Beispielsweise wäre in den Paketverteilzentren zu prüfen, Lebensmittel und TK-Produkte auf reservierten Förderbändern zu kommissionieren oder mittels spezifischer E-Food-Etikettierung visuell zu differenzieren. Weiter wären auch noch genauere Zeitfenster für die Zustellung anzubieten, denn bei tiefgekühlten Waren sind wir unbedingt darauf angewiesen, dass diese die Kundinnen und Kunden beim ersten Zustellversuch erreichen. Allgemein sind die Kosten für die E-Food-Logistik noch viel zu hoch. Wir hoffen, dass sich mit der steigenden Nachfrage und effizienteren Logistikprozessen auch günstigere Lösungen ergeben. Wir sind sicher, dass wir hier in den nächsten Jahren noch eine deutliche Weiterentwicklung erleben werden.

E-Food bei der Post

Innerhalb der Business Unit Branchenlösungen von Logistik-Services entwickelt die Post branchenspezifische Lösungen und Produkte für die Marktbedürfnisse weiter. Den aktuellen Paketansturm während der Corona-Pandemie nimmt die Post als Herausforderung für neue Branchenlösungen auf. Auch im E-Food-Markt ist die Post stets dran, Verbesserungs- und Entwicklungsmassnahmen zu erkennen und entwickeln.

Oliver Grob und Ronnie Yue

Gründer von yumcha.ch, Inhaber der HongCore GmbH

Philippe Mettler – Interviewer

Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post, verfügt langjährige Erfahrung in der Beratung und Projektumsetzung, insbesondere in den Bereichen E-Commerce, Web und PIM. Er besitzt umfangreiche praktische Kenntnisse mit Kunden aus verschiedensten Branchen. Mit diesem Wissen hilft er unseren Kunden sich im digitalen Reifegrad weiter zu entwickeln und erfolgreich im Digital Commerce zu agieren.

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