Wie wird ein Unternehmen agil?

Projektmanagement Wie wird ein Unternehmen agil?

Publiziert am 24.11.2020 von Florian Thut, Head of Digital Product Management, Post CH AG

In einem traditionell aufgestellten Unternehmen agile Projektmethoden einzuführen, ist nicht einfach. Worin bestehen die konkreten Herausforderungen? Und wie lassen sich offensichtliche Gegensätze am besten auflösen?

Agile Projektmethoden wie Scrum gelten als mögliche Antwort auf ein Umfeld, das sich immer schneller wandelt. So verwundert es nicht, dass auch traditionell organisierte Unternehmen agile Vorgehensmodelle und Projekte initiieren. Doch diese befinden sich in einem Spannungsfeld und stossen auf zahlreiche Herausforderungen und Widerstände.

Die «harten» und «weichen» Herausforderungen…

Als «harte» Faktoren möchte ich Strategie, Struktur und Prozesse bezeichnen. Und hier werden Probleme im Zusammenhang mit agilen Methoden ganz offensichtlich. Nach meiner Erfahrung führt insbesondere eine steile und in viele funktionale Silos zergliederte Hierarchie zu Problemen. Das gilt ebenfalls für projektbegleitende Prozesse, die nicht auf agile Projekte zugeschnitten sind. Auch wird es innerhalb des Unternehmens Projekte geben, die traditionell organisiert sind, zu denen aber Abhängigkeiten aus agilen Projekten bestehen. Diese müssen vom Management bearbeitet werden. Der Projekterfolg wird ebenfalls gefährdet, wenn die Organisation nicht durchgängig auf die gleichen strategischen Stossrichtungen ausgerichtet ist, denn dann bestehen auch abweichende individuelle Ziele für die Mitarbeitenden eines agilen Projekts.

Neben den «harten» existieren auch «weiche» Faktoren, die insgesamt weniger dringlich erscheinen und auch den Projekterfolg weniger stark behindern. Dennoch müssen auch diese Herausforderungen gelöst werden. Zu den «weichen» Faktoren gehören fehlende Methodenkompetenz, ein zu geringes Bewusstsein für Eigeninitiative, die Verantwortlichkeit und Kollaboration im Team – und natürlich auch ein bei den Führungskräften vorherrschendes Verständnis der eigenen Rolle als Befehls- und Kontrollinstanz.

… und der Umgang damit

Die gerade erwähnten vielfältigen Herausforderungen müssen überwunden werden, wenn agile Projekte erfolgreich sein sollen. Dazu bedarf es in traditionellen Unternehmen eines langfristigen Wandels. Dieser geht weit über rein strukturelle Anpassungen hinaus. Vielmehr handelt es sich um einen umfangreichen Change-Prozess, der unter dem Begriff «agile Transformation» zu fassen ist. Leider gibt es kein Patentrezept dafür, wie die neue Denkhaltung in der Unternehmenskultur verankert werden kann oder wie die notwendigen Anpassungen in der Organisation zu erreichen sind. Sofern die nötige Rückendeckung einiger Entscheidungsträger vorhanden ist, kann es sich mittelfristig lohnen, ein traditionelles Unternehmen durch agile Pilotprojekte Bottom-up herauszufordern und die damit einhergehenden Konflikte in Kauf zu nehmen. Ganz nach dem Credo «steter Tropfen höhlt den Stein» können nachfolgende Projekte vom initiierten Wandel profitieren.

Florian Thut, Head of Digital Product Management, Post CH AG

Er leitet das Digital Product Management im Competence Center Digital Commerce. In dieser Funktion zeichnet er sich verantwortlich für die Weiterentwicklung der digitalen Lösungen der Post.

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