Revolutioniert Social Commerce den Onlinehandel?

Wird sich Social Commerce genauso wie in Asien auch in der westlichen Welt etablieren? Pünktlich zum Single’s Day 2019 betrat Kim Kardashian West die Welt der chinesischen Influencer. Sie beteiligte sich an einem Livestream mit Viya, einem chinesischen Influencer mit mehr als neun Millionen Anhängern, und verkaufte in wenigen Minuten 15’000 Flaschen ihres Parfums.

Auf Social-Media-Kanälen haben die Nutzer immer mehr Möglichkeiten, um Produkte mit nur wenigen Klicks zu bestellen. Laut Instagram drücken monatlich rund 130 Millionen Mitglieder auf Produktmarkierungen in Shopping-Posts.

So haben fast alle Social-Media-Netzwerke im vergangenen Jahr versucht, eine Shoppingfunktion zu integrieren, um so die Wertschöpfungskette zu erweitern und die Customer Journey des Kunden zu vereinfachen.

Wird sich Social Shopping durchsetzen?

Ein eindeutiges Ja! Denn es ist davon auszugehen, dass sich Kundinnen und Kunden immer mehr auf einige wenige Apps konzentrieren und im Gegenzug von diesen erwarten, dass die Funktionen entsprechend erweitert werden. Dazu zählen auch Shoppingfunktionen.

Im Gegensatz zu Nutzern in Asien, die praktisch zu 100 Prozent auf Mobile setzen, sind die Nutzer hierzulande indifferenter und wechseln gerne zwischen Smartphone und Computer hin und her.

Die chinesischen Super-Apps machen jedoch vor, wie Nutzer in einem eigenen Universum mit einer Vielzahl an Services gebunden werden.

Ist «Shoppertainment» der Weg zum Umsatzglück?

Der Begriff «Shoppertainment» (oder manchmal auch «Entertainmerce») wird oft verwendet, um die Kombination von Unterhaltung und Handel zu beschreiben, die das Livestreaming in China und zunehmend auch in Südostasien beschreibt. Anders als im Westen, wo Livestreaming für Nachrichten, Spiele und andere Unterhaltung steht, wird es in China und Südostasien als Plattform für die Präsentation und den Verkauf von Produkten genutzt.

Die Armada von Live Hosts hatte in China einen wesentlichen Anteil am gigantischen Umsatzplus anlässlich des Single’s Day 2019. Alibaba-Rivale JD.com, Chinas zweitgrösster Internethändler, startete am 1. November seine Kampagne zum Single's Day. Laut Marketing Interactive wurde damit ein 36-mal grösseres Publikum als 2018 erreicht, was einen fünfmal grösseren Gesamtumsatz brachte.

Video: How to Livestream – China Style.Quelle: Alizila

Video: China’s billion-dollar shopping obsession.Quelle: BEME News

Wenn man sieht, wie sich Home Shopping am TV erfolgreich behauptet, dann kann man sehr wohl davon ausgehen, dass sich sehr ähnliche Verkaufsmodelle auch im Internet durchsetzen werden.

Social-Media-Plattformen verkaufen besser

Social-Media-Nutzer sind besonders onlineaffin und aufgeschlossen für Spontan- und Impulskäufe. Virtuelle Dialoge verhelfen Unternehmen zu mehr Kundeninteraktionen und Umsatz. Laut der Studie «Social Media im Handel – Bedeutung und Performancevergleich von Branchen» des IFH Köln 2018 entfallen bereits fast 90 Prozent aller Onlinebestellungen auf die Nutzer von Social-Media-Plattformen. So gesehen wird Social Shopping auch erheblich den Mobile Commerce vorantreiben. Bis zum Jahr 2021 soll er 53,9 Prozent aller E-Commerce-Umsätze ausmachen.

Social Commerce ist somit ein wesentlicher Vertriebskanal der Zukunft. Händler, die sich jetzt schon auf die Netzwerke einlassen und diese ausprobieren, dürften die Nase vorne haben.

Die Herausforderung ist, den Nutzern auf den Plattformen einen echten Mehrwert zu bieten, um den Kaufreflex auszulösen.