COVID-19 Onlinemarketing in Zeiten von Corona
Die Schweizerinnen und Schweizer haben sich in der Zeit der Pandemie und des Lockdowns digitalen Kanälen zugewandt. Sie nutzen das Internet zur Information und zur Arbeit, knüpfen Kontakte, unterhalten sich, kaufen ein oder füllen damit die Leere, die während dieser Zeit entstand. Wie wirkt sich diese neue Realität auf das digitale Marketing aus?
Jeder ist im Internet
Aufgrund der ergriffenen Schutzmassnahmen haben die Menschen viele Aktivitäten ins Internet verlagert. Der wichtigste Kommunikationsknoten der Schweiz, SwissIX, verzeichnete seit März eine Zunahme des Datenverkehrs um 30 Prozent. Die Infrastruktur war überlastet wie nie zuvor.
Rund 30 Prozent der erwerbstätigen Schweizerinnen und Schweizer wechselten gezwungenermassen in Homeoffice. So konnten gerade die Anbieter von Kollaboration-Tools wie Zoom, Microsoft Teams oder Skype einen spektakulären Anstieg ihrer Nutzung vermelden. Zugriffe und Datenverkehr nahmen beträchtlich zu – auch im privaten Bereich.
Gemäss einer Umfrage der RTS (Seite auf Französisch) ergibt sich im März 2020 beim Wachstum des Datenverkehrs ein klares Bild bei den Gewinnern:
- Medien und Zeitungen (swissinfo.ch +450%, admin.ch +198%, letemps.ch +116%, nzz.ch +102%)
- E-Commerce-Seiten, insbesondere im Bereich Food (leshop.ch +212%, coopathome.ch +182%) und Lieferdiensten (Smood, Uber Eats)
- Video-Streaming-Dienste wie Netflix (+85%) und YouTube sowie Online- und Computerspiele
Zu den Verlierern gehören:
- Reise- und Tourismusbranche (booking.com -54%, sbb.ch -28%)
- Anbieter von Online-Kleinanzeigen (autoscout24.ch -23%, homegate.ch -22%, anibis.ch -17%) sowie die Versicherungsbranche
Boom der Interaktionen in Social Media
Social Distancing war das Gebot der Stunde. Das hat zu einer regelrechten Explosion der Nutzung sozialer Netzwerke geführt. Facebook, zu dem auch Instagram und WhatsApp gehören, verzeichnete ab Ende März (Seite auf Englisch) ein 50-prozentiges Wachstum bei der Nutzung seiner verschiedenen Dienste und musste seine Infrastruktur entsprechend anpassen.
In den vergangenen Monaten boten die sozialen Netzwerke viele Gelegenheiten, um sich von der Langeweile des Lockdowns abzulenken: Challenges auf Instagram mit Fotos aus der Kindheit oder Lieblingsfilmen, Live-Schaltungen, virtuelle Stammtische, Fitnesskurse für zu Hause und vieles mehr.
Die ersten Studien über die Nutzung von Social Media während der Krise (NZZ-Artikel) zeigen, dass diese vor allem für die Millennials, aber auch für weitere Generationen eine Hauptinformationsquelle waren (insbesondere Instagram). Zudem ist seit Beginn der Pandemie die Popularität von TikTok, einer vor allem von der Generation Z verwendeten App, in der Schweiz und weltweit explodiert (+315 Millionen Downloads weltweit).
Werbung funktioniert nicht mehr
Die aktuelle Krise ist gekennzeichnet durch einen deutlichen Rückgang der Werbeausgaben: Im April 2020 sanken diese laut der Stiftung Werbestatistik Schweiz um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Dies betrifft vor allem die Werbung in den traditionellen Medien (Kino -100%, Print -43% und TV -38%), aber auch die Werbung im Internet (-25%). Diese Statistik berücksichtigt jedoch nicht die Werbung in Suchmaschinen (SEA) und sozialen Netzwerken, die ausserhalb der Schweiz gezählt werden.
Mehrere Marketing-Agenturen haben einen Rückgang der Conversion Rate von SEA und der bereitgestellten Budgets festgestellt, ein Zeichen dafür, dass auch die Onlinewerbung in den vergangenen Monaten weniger gut funktionierte. Die Schweizer Verbraucher reagieren offenbar weniger auf Werbebotschaften und sehen tendenziell von Reizkäufen ab. Dieser Rückzug hat auch zur Folge, dass die Kosten pro Klick (Cost per Click, CPC) der Internetwerbung für weniger nachgefragte Produkte sinken. Es dürfte interessant sein, wie die Kampagnen nach Überwindung der Krise neu starten.
Was ist denn nun zu tun? Verbessern Sie Ihre SEO und stärken Sie Ihr Engagement in sozialen Netzwerken
In Zeiten der Pandemie (und darüber hinaus) sind für Unternehmen zwei Marketingmassnahmen zu empfehlen: Die Suchmaschinen-Optimierung der Website / des Onlineshops sowie ein verstärktes Engagement mit ihren Kunden in sozialen Netzwerken.
Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, sich um organische SEO zu kümmern. Während der Krise ist weltweit der organische Traffic zurückgegangen, insbesondere für weniger nachgefragte Produkte (Quelle: Neil Patel, Blog auf Englisch). Daher ist es gerade jetzt empfehlenswert, die Sichtbarkeit des Angebots zu erhöhen und die Suchmaschinenoptimierung an die veränderten Online-Suchgewohnheiten anzupassen.
Auf dem Höhepunkt von COVID-19 haben Unternehmen, die ihre Interaktionen auf Social Media durch mehr Empathie steigerten (Botschaft: «wir sind für Sie da»), bei ihren Kunden an Relevanz gewonnen.
So startete beispielsweise der Schweizerische Bäcker-Confiseurmeister-Verband eine Kampagne auf mehreren Social-Media-Kanälen, um seinen Kunden für die lokalen Einkäufe zu danken. Gut kam auch die jüngste Kampagne von Schweiz Tourismus an, die mit dem Hashtag #IneedSwitzerland den neuen Freiheitsdrang der Schweizer und internationalen Touristen aufnimmt.
Es ist nie zu spät, die Kundenbeziehungen auf digitalen Kanälen zu intensivieren und die Sichtbarkeit während eines Lockdowns und darüber hinaus zu entwickeln.
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