Nachgefragt bei yamo.bio

Nachgefragt bei yamo.bio

Publiziert am 01.12.2020 von Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

Wie kann es sein, dass im Supermarkt heutzutage noch Babynahrung verkauft wird, die älter ist als das Kind, das sie isst? Dies ist eine zentrale Frage, die die Gründer des jungen Zuger Unternehmens yamo dazu motiviert hat, Babynahrung zu entwickeln, die frisch, gesund und frei von Zusatzstoffen ist.

Von Beginn an hat yamo auf den Onlinedirektvertrieb gesetzt. Wir haben uns mit Tobias Gunzenhauser, einem der Gründer von yamo, über die Freuden und Leiden eines Startup und seine Erfolgsrezepte im Direct-to-Consumer-Markt unterhalten.

Ihr habt euch entschieden, von Anfang an auf den direkten Onlinevertrieb zu setzen. Das ist gerade bei Lebensmitteln nicht so einfach. Was waren eure Überlegungen?

Es gab für uns zwei Hauptgründe. Zum einen war uns klar, dass es sehr schwierig wird, bei grösseren Retailern ins Sortiment zu kommen. Wir sind nicht davon ausgegangen, diese Hürde innert nützlicher Frist nehmen zu können.

Zum anderen war und ist die Kundennähe zentral. Wir wollten unsere Produkte schnell weiterentwickeln und dazu war uns der direkte Kundenkontakt ausserordentlich wichtig. Wir haben besonders in der Anfangszeit oft den Austausch mit unseren Kundinnen und Kunden gesucht, um zu verstehen, was wir besser machen können und wie unsere Produkte ankommen. Natürlich ist ein regelmässiger und intensiver Austausch mit den Kunden aufwändig. Der Nutzen für uns war jedoch immens und wir haben extrem viel gelernt.

Der Erfolg gibt euch recht. Gab es Punkte, die für euch deutlich einfacher waren, also wie erwartet ausfielen, und andere, die zu einer Herausforderung wurden?

Wirklich positiv überrascht waren wir von der Bereitschaft unserer Kundinnen und Kunden, Feedback zu geben. Von direkten Telefonaten mit den Kunden über den Austausch in der Facebook-Gruppe bis hin zu Besuchen bei KITAs haben wir verschiedene Formate für den Kundendialog genutzt. Unsere Kundinnen und Kunden haben begeistert mitgemacht.

Natürlich gab es auch einige Punkte, die wir vielleicht unterschätzt haben. Gerade bei Frischprodukten ist die Logistik eine Hürde. So haben wir viel Aufwand in die richtige Verpackung gesteckt, damit die Produkte perfekt bei den Kunden ankommen und wir gleichzeitig gut recyclebare Materialien verwenden können.

Zudem finde ich das Gleichgewicht zwischen Agilität und strikter Zielverfolgung herausfordernd. Als Startup lebt man in einem gewissen Mass von Opportunitäten. Gleichzeitig muss man aufpassen, nicht allen potenziellen Chancen nachzurennen. Gerade als wir eine gewisse Bekanntheit erreicht hatten, erhielten wir unzählige Anfragen und Angebote. Hier musste ich lernen, strikter zu werden und öfter einmal nein zu sagen.

Was war aus deiner Sicht besonders wichtig für euren Erfolg?

Der wichtigste Punkt ist für mich mittlerweile klar das Team. Das mag trivial klingen, die Bedeutung war mir aber zu Beginn unserer Reise nicht bewusst. Aber ein Team, das mit Herzblut mitzieht und bereit ist, bei Bedarf die Extrameile zu gehen, ist durch nichts zu ersetzen.

Und schliesslich ist es einfach auch viel, viel harte Arbeit und Ausdauer.

Ihr kommt nun immer mehr auch in die Regale der Supermärkte. Ist das die Abkehr vom D2C-Modell? Wo seht ihr euch in drei Jahren?

Das lässt sich nicht exakt benennen. Eine gesunde Mischung scheint uns wichtig. Wir wollen aber im klassischen Retail sicher noch deutlich wachsen. Hier wurden wir durch die Corona-Pandemie gebremst. Wachstum im stationären Handel muss man sich aber hart erarbeiten. Das Wachstum ist dort recht linear und geht nur über mehr Fläche in den Geschäften.

Auch mit Amazon haben wir einen ersten Versuch gestartet. Aktuell legen wir aber keinen zu starken Fokus darauf.

Welche Entwicklungen im digitalen Handel scheinen dir besonders wichtig?

Zum einen ist die Logistik für uns ein zentrales Thema. Die ist heute noch sehr aufwändig. Gerade wenn der E-Food-Bereich als Ganzes wächst, werden sicher neue Logistiklösungen für gekühlte Produkte auf den Markt kommen. Das wird auch uns helfen.

Zudem wird das Thema Voice wichtiger werden. Die Smart Speaker von Amazon, Google, Apple und Co. haben mittlerweile in gewissen Ländern eine grosse Verbreitung. Das wird Einfluss auf das Einkaufsverhalten haben.

Schlussendlich bin ich sicher, dass die Angebote personalisierter werden. Wir haben dazu beispielsweise einen Fragebogen erarbeitet, der uns hilft, den Kundinnen und Kunden die richtigen Produkte vorzuschlagen. Das Thema Personalisierung wird aber noch weitergehen, sowohl bei der Produktgestaltung als auch im Marketing.

Tobias Gunzenhauser

Mitgründer von yamo

Philippe Mettler – Interviewer

Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant bei der Schweizerischen Post, verfügt langjährige Erfahrung in der Beratung und Projektumsetzung, insbesondere in den Bereichen E-Commerce, Web und PIM. Er besitzt umfangreiche praktische Kenntnisse mit Kunden aus verschiedensten Branchen. Mit diesem Wissen hilft er unseren Kunden sich im digitalen Reifegrad weiter zu entwickeln und erfolgreich im Digital Commerce zu agieren.

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