Internationale Marktplätze im Porträt

Plattformen Internationale Marktplätze im Porträt

Publiziert am 21.01.2020 von Stephan Lamprecht, Journalist

Waren aus Europa, gerade aus der Schweiz und Deutschland, geniessen weltweit einen guten Ruf. Das eröffnet Umsatzpotenziale auf internationalen Marktplätzen. Wenn der Händler die Besonderheiten der Plattform kennt.

Online-Marktplätze nehmen in der Schweiz erst langsam Fahrt auf, anderswo haben sich die Plattformen bereits durchgesetzt. Dabei dominiert Amazon längst nicht so häufig, wie das zunächst zu erwarten wäre. Wir stellen Alternativen abseits von Alibaba, Rakuten, Amazon und Ebay vor.

Beispiel Polen: Wer ist Amazon?

In Polen führt kein Weg am Marktplatz Allegro vorbei. Nach aktuellen Statistiken besitzt die Plattform einen Marktanteil von fast 90 Prozent. Wenig verwunderlich, denn Allegro hat den Betrieb schon im Jahr 1999 aufgenommen. Auf dem Marktplatz, der zunächst wie Ebay als Plattform für direkte Verkäufe zwischen Konsumenten startete, werden inzwischen über 90 Prozent Neuwaren verkauft. Rund eine Million Artikel werden täglich bestellt. Die Eintrittshürden für ausländische Händler sind recht hoch, da alle Produkte in polnischer Sprache präsentiert werden. Die Provisionen variieren zwischen den verschiedenen Kategorien. Zur Ermittlung stellt die Plattform einen eigenen Rechner zur Verfügung.

Frankreich: Cdiscount und Fnac

Mit über 11 Millionen Besuchern im Monat ist Cdiscount in Frankreich eine der grössten E-Commerce-Sites. In 40 verschiedenen Kategorien bieten Händler ihre Produkte an. Die Provisionen unterscheiden sich stark und liegen zwischen 7 Prozent (Elektro, Foto) und 20 Prozent (Schmuck). Für Händler interessant ist das eigene Fulfilment-Netzwerk der Plattform, das landesweit über 18 000 Abholpunkte umfasst.

Fnac gehört in Frankreich ebenfalls zu den Topadressen im E-Commerce und bietet in der Schweiz auch eine lokalisierte Seite. Mit rund 15 Millionen Nutzern pro Monat ist die Plattform für alle Händler attraktiv, die in Frankreich Waren verkaufen wollen. Die Kommission variiert zwischen 6 und 15 Prozent. Wie Amazon oder Ebay bietet Fnac zahlreiche Unterstützungsangebote für Händler und Marken.

Grossbritannien: Fruugo, OnBuy und Flubit

Der Marktplatz Fruugo besitzt nach eigenen Angaben über 25 Millionen aktive Kunden aus 23 Ländern. Die Plattform bietet Händlern die Option, Produkttexte automatisiert in bis zu elf Sprachen zu übersetzen. Das Sortiment erstreckt sich von Haus und Garten über Mode und Beauty bis hin zu Elektronik. Die Provision beträgt in allen Kategorien 15 Prozent.

OnBuy hat erst im Jahr 2016 den Geschäftsbetrieb aufgenommen, legt seitdem aber ein positives Wachstum hin. Mehr als 6 Millionen aktive Kunden nutzen inzwischen das Angebot, das sich über alle Produktkategorien erstreckt. Die Provisionshöhen liegen mit 5 bis 9 Prozent im mittleren Bereich. Besitzt der Händler ein Geschäftskonto bei PayPal, wird der Rechnungsbetrag sofort gutgeschrieben. Ausserdem gibt es Marketingunterstützung, etwa durch das automatische Listing bei Google Shopping.

Niederlande: der Platzhirsch Bol

Bol.com zählt in den Niederlanden zu den beliebtesten Marktplätzen. Über 10 Millionen aktive Nutzer kaufen dort regelmässig ein. Und die stammen auch aus Belgien und Luxemburg. Das Produktangebot reicht von Waren des täglichen Bedarfs bis zu Mode, Kosmetik und Gesundheit. Die Kommissionen sind abhängig von den gewählten Kategorien und liegen zwischen 6 und 17 Prozent. Für Händler werden Logistikdienstleistungen angeboten, ähnlich wie sie Amazon mit seinem FBA offeriert.

USA: von Walmart und Newegg

In den USA gibt es durchaus Alternativen zu Amazon. Dazu gehört ohne Zweifel der Marktplatz des weltweit grössten Einzelhändlers Walmart, der sich mit Amazon einen erbitterten Kampf um Marktanteile liefert. Walmart ist aktuell ein selektiver Marktplatz, die Öffnung gegenüber Dritten erfolgt langsam. Mit über 100 Millionen aktiven Nutzern pro Monat bietet die Plattform reichlich Potenzial, um Kunden in den USA zu erreichen.

Lange Zeit unter dem Radar vieler Händler ist Newegg geflogen. Mit 30 Millionen Nutzern ist das Portal zwar eher kleiner, löst sich aber stärker von seinen Ursprüngen (Computerspiele und Technik). Die Provisionen liegen zwischen 9 und 15 Prozent.

Fazit: Schweizer Händler, die international verkaufen wollen, sind gut beraten, sich über Alternativen zu Amazon zu informieren. Denn es gab und es gibt sie.

Stephan Lamprecht, Journalist

Stephan Lamprecht begleitet seit zwei Jahrzehnten als Journalist und Berater das E-Commerce-Geschehen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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