Spannungsfeld agile Projektarbeit in traditionell geführten Betrieben

Projektmanagement Spannungsfeld agile Projektarbeit in traditionell geführten Betrieben

Publiziert am 15.10.2019 von Dörte Bräunche, CEO, Bräunche Projects

Der Strukturwandel im Schweizer Detailhandel wird seit Jahren unter anderem durch die Digitalisierung der Absatzkanäle vorangetrieben. Insbesondere KMU mit starker Konkurrenz aus dem Ausland investieren in Digitalisierungsprojekte, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Projekte mit dem Ziel, eine digitale Kundenbeziehung aufzubauen, gelten als komplexe Vorhaben, weil das Verhalten des Kunden zu Projektstart nicht klar ist, aber dennoch die Kundenzufriedenheit beim digitalen Einkaufserlebnis zeitnah gesteigert werden soll. Für diese Vorhaben bietet sich agiles Projektvorgehen an.

Agile Projektarbeit basiert auf interdisziplinärer Teamarbeit und Selbstverantwortung. Weitere Prinzipien sind schnelles Lernen und kontinuierliche Produktverbesserung. Das Vorgehen wird methodisch unterstützt durch praxiserprobte Vorgehensmodelle wie z.B. Scrum oder KANBAN. Die Wirksamkeit der Teamarbeit wird jedoch entscheidend beeinflusst durch das agile Sozialverhalten von Menschen im Team.

Agile Projektkultur ist ein Paradigmenwechsel gegenüber der etablierten Arbeitskultur in traditionell geführten Unternehmen. So bringt z.B. Scrum neue Rollen und Verantwortlichkeiten, eigene Prozesse, geänderte Führungsprinzipien und Regeln mit sich. Fehlt dabei der Anschluss an die etablierte Aufbau- und Ablauforganisation und ein adäquates Führungsverständnis im Management, kann es zu Irritationen, mangelnder Unterstützung und Wiederstand kommen. So wird durch Hineinregieren der Linie in das Projekt das agile Prinzip der Selbstverantwortung und Entscheidungsbefugnis im Team ausgehebelt. Diese Spannungsfelder spiegeln sich in verschiedenen Umfrageergebnissen von Studien über die Agile Projektarbeit wider.

Was kann nun Abhilfe leisten? Hybrides Projektmanagement hilft bei Widerständen auf der Managementebene gegenüber agiler Projektvorgehen. Die Kombination von traditionellen und agilen Ansätzen zu einem hybriden Projektvorgehen soll die Bedürfnisse der Führungsebene in der Linie nach Transparenz berücksichtigen, so z.B. durch die Beibehaltung etablierter Statusberichte oder Gremien.

Der hybride Ansatz „Water Scrum»-Fall umfasst eine übergeordnete Projektsteuerung mittels sequentieller Phasen und Meilensteinplanung kombiniert mit der Projektdurchführung nach Scrum. Die Synchronisierung der phasenorientierten Projektsteuerung mit der iterativen Sprintdurchführung erfolgt über Meilensteine.

Alternativ dazu ist ein selektiver Einsatz agiler Methoden und Praktiken im Rahmen eines traditionellen Projektvorgehens denkbar. Die Wahl der Methoden und Praktiken für die Projektdurchführung wird im Rahmen des projektspezifischen Designs in der Initialisierungsphase festgelegt.

Ergänzend zum hybriden Projektvorgehen ist es sinnvoll, die etablierte Führungs- und Unternehmenskultur durch gezielte Massnahmen in Richtung agiler Organisation zu entwickeln. Dies sollte jedoch durch ein separates Change Project angegangen werden.

Dörte Bräunche referiert anlässlich der Connecta Bern über dieses Thema.

Dörte Bräunche, CEO, Bräunche Projects

Dörte Bräunche, dipl. Kfm./ MBA, Beraterin für Projektmanagement (klassisch/agil), verfügt über langjährige Projekterfahrungen bei mittelständischen und global agierenden Unternehmen (u.a. Vorwerk, T-Systems, Accenture), leitete Grossprojekte (SAP-Einführung), führte Projektvorgehen ein und ist zertifizierte Senior Projektmanagerin (IPMA) sowie zertifizierte Projektmanagement Trainerin (IPMA).

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