Wie die Generationen Y und Z unsere Unternehmen verändern – oder sprechen Sie Gronkh?

Digitalisierung Wie die Generationen Y und Z unsere Unternehmen verändern – oder sprechen Sie Gronkh?

Publiziert am 09.10.2019 von Felix Beilharz, Social-Media-Experte

Irgendwann in den letzten Jahren muss es passiert sein – ich bin alt geworden. Gemerkt habe ich das nicht, zumindest nicht sofort. Aber die Anzeichen häufen sich, es lässt sich einfach nicht mehr leugnen. Besonders deutlich wird das, wenn ich mein Medien-Nutzungsverhalten und das der jüngeren Generation beobachte.

Oder haben Sie schon mal etwas von Gronkh gehört? Als versierter Digital-Marketer vielleicht, als «normaler» Mensch über 35 ziemlich sicher nicht. Der Gronkh geht an unserer Lebenswirklichkeit ganz einfach vorbei.

Und trotzdem ist er extrem relevant. Zwar nicht für uns, aber für die Zukunft. Gronkh steht für mich als Sinnbild einer Parallelgesellschaft, die sich in der jüngeren Generation entwickelt. Und die kaum ein Unternehmen in der nötigen Tiefe auf dem Schirm hat.

Gronkh ist ein «Let’s Player». Das heisst, er spielt Computerspiele, nimmt sein Spielen und seine Kommentare auf und stellt die Aufzeichnung ins Netz – mal altersgerecht runtergebrochen. Bis zu 40 Minuten gehen diese täglichen Videos. Das schaut sich doch niemand ernsthaft an, oder?

Werfen wir einen Blick auf die Zugriffszahlen des Gronkh-Channels. Ein deutscher Onlinepromi, ganz ohne Werbebudget, ohne Brand Strategy Handbook und ohne Beraterstab, kratzt zum Zeitpunkt, zu dem ich das hier schreibe, gerade an der Grenze von 3 Milliarden Videoaufrufen! Drei Milliarden. Und wir sprechen wie gesagt nicht von 10-Sekündern, die sich jemand in einer Werbepause anschaut, wenn er nicht gerade aufs Klo oder zum Kühlschrank gegangen ist, sondern von Episoden von der Länge einer durchschnittlichen TV-Serie.

Kaum einer der Zuschauer dürfte über 35 sein, die meisten wohl unter 25. Viele wahrscheinlich noch deutlich jünger.

Gronkh ist bei Weitem nicht der Einzige. Der deutsche Let’s-Play-Markt ist riesig, umfasst Hunderte von Akteuren mit teilweise enormer Reichweite und Bekanntheit (zumindest unter Jugendlichen).

Sagt Ihnen Ninja etwas? Dieser weltweit ebenfalls sehr beliebte und bekannte Gamer (oder besser E-Sportler) war in den letzten Monaten stark in den Medien. Er streamt seine Spiele nun künftig nicht mehr auf Twitch, sondern auf der zu Microsoft gehörenden Plattform Mixer. Dafür erhält er von Microsoft eine Summe, die Brancheninsider auf ca. 50 Millionen Dollar schätzen. Ach ja, und im Juni war Ninja zum ersten Mal der Sportler mit den meisten Interaktionen im Social Web – mehr als Christiano Ronaldo. Und Sie haben vermutlich noch nie von ihm gehört …

Und das hört mit Let’s Play und E-Sport noch lange nicht auf. Rezo hat die Volksparteien öffentlich blamiert. Bibi einen der erfolgreichsten Produktlaunches im Kosmetiksektor der letzten Jahre hingelegt. Und Kaufentscheidungen werden bei den Jungen ohnehin nur noch nach Empfehlungen des jeweiligen Lieblings-Influencers getroffen.

Wir im Marketing tun gut daran, uns dieses Kommunikations- und Konsumverhalten genau anzusehen. Nicht, weil wir unbedingt auf den Markt der Jugendlichen drängen müssen. Sondern weil Jugendliche zwar älter werden, ihr Mediennutzungsverhalten aber mitnehmen. Und das hat mit der Lebenswirklichkeit von (uns) anzugtragenden, DVD-schauenden, «erfahrenen» Marketingmenschen oft einfach nichts mehr zu tun.

Felix Beilharz referiert anlässlich der Connecta Bern zu diesem Thema.

Felix Beilharz, Social-Media-Experte, Köln

Felix Beilharz ist «einer der führenden Berater für Online- und Social-Media-Marketing» (RTL). Der siebenfache Buchautor lehrt an mehreren Universitäten und Hochschulen, hält weltweit Vorträge und berät und trainiert Unternehmen zum erfolgreichen Einsatz der Onlinemarketing- und Social-Media-Instrumente.

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