Dropshipping

Dropshipping Wie das «Streckengeschäft» als «Dropshipping»-Trend Händler begeistert

Publiziert am 24.07.2019 von Alexis Chappatte, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

Seit zwei, drei Jahren elektrisiert das «Dropshipping» geradezu die E-Commerce-Szene. Aber wie funktioniert das Geschäftsmodell dahinter? Kann «Dropshipping» auch für Unternehmen aus der Schweiz langfristig ein Erfolgsfaktor sein? Und welche Herausforderungen ergeben sich hier?

So neu und modern wie der Begriff «Dropshipping» klingt, ist die Idee dahinter gar nicht. Denn es handelt sich um das im traditionellen Handel bekannte «Streckengeschäft». Doch nachdem es im US-Handel wieder richtig modern geworden ist, wird «Dropshipping» weltweit als Begriff verwendet.

Im Kern ist dies ein Geschäftsmodell, bei dem ein Händler die Waren erst kauft, wenn er sie verkauft hat. Der Händler fokussiert sich auf den Aufbau eines Online-Vertriebskanals und auf die Vermarktung der Produkte. Sobald er die Ware verkauft hat, bestellt er die Produkte bei Herstellern oder Grosshändlern, die sich dann auch um den Versand an den Endkunden kümmern.

Seinen Gewinn erzielt der Händler aus der Differenz aus Verkaufs- und Einkaufspreis. Ein Modell, das für beide Parteien vorteilhaft sein kann. Onlinehändler finden auf Plattformen wie Amazon oder Aliexpress ein riesiges Sortiment an Produkten, die sie selbst verkaufen können. Ein Vorteil des «Dropshippings» besteht darin, dass das Geschäftsmodell ohne viel Startkapital funktioniert. Da keine Produkte in Voraus gekauft werden müssen, kein Lager und kein Personal benötigt werden, ist das betriebswirtschaftliche Risiko überschaubar. Für Hersteller bietet die Zusammenarbeit mit dem Händler die Option, sich neue Absatzkanäle zu erschliessen und Waren in Ländern zu verkaufen, in denen die Konsumenten die Marke noch gar nicht kennen.

Wieso ist Dropshipping zu einem Trend geworden?

Das «Dropshipping» hat an Bedeutung gewonnen, nachdem der Handel mit China über internationale Marktplätze intensiviert wurde. Plattformen wie Aliexpress, Wish und Amazon haben den Kontakt zwischen Herstellern und Händler massiv vereinfacht. Dazu haben Softwarefirmen wie Oberlo sich auf die Integration von Artikeln aus chinesischen Marktplätzen spezialisiert. Oberlo wurde inzwischen von Shopify übernommen und ist jetzt als natives Modul in jedem Shopify-Shop vorhanden (Shopify hat dies als Verkaufsargument integriert).

Man findet online zahlreiche Berichte oder Kurse von Onlinehändlern wie z.B. Kris Stelljes aus Deutschland oder Yomi Denzel aus der Schweiz, die erklären, wie jeder «schnell und einfach» dank Dropshipping reich werden kann.

Die Realität sieht natürlich anders aus. Wegen der vielen Herausforderungen im Dropshipping – Abhängigkeiten zu den Herstellern, Schrumpfung der Margen, Schwierigkeiten im Versand- und Retourenprozess – gibt es viel mehr Verlierer als Gewinner.

Wegen zahlreicher Betrugsfälle mehren sich durchaus kritische Stimmen gegenüber dem Geschäftsmodell. So haben viele Social Media Influencer Produkte auf ihren Channels vermarktet – als anscheinend «spezielle Angebote» mit hohen Rabatten – wobei dieselben Artikel oft 5- bis 7-mal günstiger auf Aliexpress oder Wish angeboten wurden. 

Empfehlungen für Einsteiger

Dropshipping mit internationalen Lieferanten stellt sicherlich eine neue Chance für Onlinehändler dar. Es ist aber weder einfach noch besonders kostengünstig.

  • Die nötige Investition in der Vermarktung ist nicht zu unterschätzen. Erfolgreiche Dropshipper mussten zuerst das Marketing auf Facebook und Instagram erfolgreich meistern. 
  • Es ist sehr wichtig, eine eigene Produktnische zu finden. Wer sich bei der Beschaffung der Waren auf China verlässt, muss damit rechnen, schnell kopiert zu werden. Die Nische verschwindet. Die Suche nach europäischen Lieferanten scheint ein nachhaltigerer Ansatz zu sein.
  • Ebenso erfolgskritisch ist die Suche nach zuverlässigen Lieferanten bzw. Grosshändlern. Mit diesen sollte die Servicequalität bei Versand und Retouren vereinbart und im Onlineshop transparent kommuniziert werden.
  • Last but not least: Dropshipper sollten mit ihren Produkten einen klaren und fairen Mehrwert anbieten. Die vielen Betrugsfälle haben die Endkunden vorsichtig gemacht.

Alexis Chappatte, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

Alexis Chappatte verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und Umsetzung digitaler Transformationsprojekte für Kunden von KMU bis hin zur öffentlichen Verwaltung. Er hilft ihnen dabei, eine nachhaltige digitale Strategie zu entwickeln, die die neuen Konsumgewohnheiten und Erwartungen ihrer Endkunden berücksichtigt.

((commentsAmount)) Kommentare

Bei der Anfrage ist ein Fehler aufgetreten.
  • (( comment.firstname )) (( comment.lastname )) (( comment.published )) (( comment.content ))

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Fragen an unsere Experten oder benötigen Beratung? Wir sind für Sie da!

Zum Kontakt