Digital Natives – das Ende des Projektmanagements?

Projektmanagement Digital Natives – das Ende des Projektmanagements?

Publiziert am 20.09.2019 von Prof. Katinka Weissenfeld, Dozentin, Berner Fachhochschule BFH

Projekte dauern oft länger, sie sind zu teuer oder bieten nicht die versprochene Qualität. Insbesondere junge Führungskräfte, die sogenannten Digital Natives, haben sich daher vom traditionellen Projektmanagement verabschiedet und setzen auf Geschwindigkeit, Vernetztheit und Mobilität.

Als Digital Natives werden zumeist die Personen bezeichnet, die von Kindheit an den Umgang mit digitalen Medien gewöhnt sind. Mittlerweile prägt ein grosser Teil dieser Generation die heutige Arbeitswelt und fordert eine Modernisierung traditioneller Arbeitsformen. Die bei Digital Natives häufig vorzufindende Lebenseinstellung, herkömmlichen Statussymbolen wie Eigenheim, Autos usw. eine mit hoher Flexibilität und Spontanität einhergehende Selbstverwirklichung vorzuziehen, gibt ebenfalls Anlass, Modelle und Konzepte der Arbeitswelt hinsichtlich ihrer Langlebigkeit zu hinterfragen. Des Weiteren streben jüngere Menschen immer mehr dazu, Privatleben und Arbeit möglichst wenig zu trennen, um sich so die nötigen Freiräume für einen ausgewogenen und ihren Wünschen entsprechenden Alltag zu schaffen. Das Motto «Sharing is Caring» rundet die Lebenseinstellung vieler Digital Natives ab und wird durch den ständigen Einsatz digitaler Medien verstärkt.

Betrachtet man die Auswirkungen dieses Generationenwechsels im Kontext von Projekten, stellt sich die Frage, ob herkömmliche, klassische Projektmanagementmethoden Digital Natives gerecht werden.

Gemäss Hanisch (2011) sind die häufigsten Gründe für das Scheitern von Projekten u.a. strukturelle Probleme, Machtkämpfe, Komplexität, Ressourcenmangel, Methodenfetischismus, Kommunikation und Führung. Einige dieser Ursachen lassen sich durchaus mit der Arbeitsweise von Digital Natives begründen. Die herkömmliche klassische Projektmanagementmethode setzt u.a. auf starke Termin- und Kostenvereinbarungen sowie starre Projektorganisationsstrukturen, die mit dem Lebensstil vieler Digital Natives nicht immer vereinbar sind. Wenig flexible Strukturen, starre Hierarchien, ein stark methodengetriebenes Projektvorgehen und ein enger Führungsstil widersprechen der offenen, flexiblen und spontanen Arbeitsweise vieler Digital Natives.

Betrachtet man die Arbeitsweise von Digital Natives weiter, lässt sich schlussfolgern, dass Digital Natives mit ihrer Arbeitseinstellung durchaus dazu beitragen können, Projekte zukünftig seltener scheitern zu lassen.

Insbesondere komplexe Projekte, die weniger zeitgesteuert sind, sondern stärker von Spontanität und Kreativität getrieben werden, könnten so zu grösserem Erfolg führen. Ebenso besteht die Annahme, dass Projektmitarbeitende, die virtuell an für sie und den Projekterfolg geeigneten Orten und zu flexiblen Zeiten arbeiten, zu besseren Projektleistungen beitragen können. Des Weiteren ist ein offener, ehrlicher und freundschaftlicher Umgang innerhalb des Projektteams elementar, genauso wie Projektleitende, die in ihrem Team die notwendige Selbstführung sowie Feedbackmöglichkeiten sicherstellen.

Neu ist dieser Ansatz nicht, und er wird bereits durch das agile Manifest in zahlreichen Unternehmen gelebt. Hierbei zeigt sich, dass Projektmanagement als Methode nicht überflüssig wird, sondern in wesentlichen Teilen dem modernen Zeitgeist angepasst werden muss, um Projekte erfolgreich führen zu können.

Prof. Katinka Weissenfeld referiert anlässlich der Connecta Bern zu diesem Thema.

Prof. Katinka Weissenfeld ist Dozentin für Projektmanagement an der Berner Fachhochschule.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind neben der Zukunft des Projektmanagements insbesondere Themen wie Cyberloafing, E-Accessibility und virtuelle Identitäten.

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