E-Commerce Das Auto als Einkaufsplattform?
Täglich verbringen die Menschen viel Zeit im Auto. Zeit, die sich naturgemäss kaum anders nutzen lässt. Die Fahrzeuge werden aber immer smarter. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch über die Technik des Autos eingekauft werden kann.
Noch befindet sich das Thema in einer Nische, doch bei Experten für Digital Commerce taucht der «In-Car-Commerce» inzwischen regelmässig auf der Agenda auf. Gemeint ist die Nutzung des Fahrzeugs als Plattform für den Kauf von Gütern und Dienstleistungen.
Der Schritt erscheint logisch. Moderne Fahrzeuggenerationen sind immer häufiger mit smarter Technologie ausgestattet und mit dem Internet vernetzt. Es werden grosse Bildschirme verbaut und auch die Sprachsteuerung hält immer häufiger Einzug. Da ist der Schritt zum Bestellen und Bezahlen nicht allzu gross.
Was kann angeboten werden?
Naheliegend sind alle Produkte und Dienstleistungen, die mehr oder weniger direkt mit dem Fahrzeug zu tun haben: Treibstoff, Mautgebühren oder der Besuch der Waschanlage. Für den Kunden werden die Prozesse schneller und nahtloser. Zugleich bietet der direkte Einkauf durch das Fahrzeug auch Einsparungspotential bei der Infrastruktur, etwa bei Kartenterminals.
In Frage kommen auch Produktgruppen, die auf die Bedürfnisse des Fahrers abgestimmt sind. Snacks und Getränke, aber auch der Abruf von Musikstreams auf der Fahrt sind Beispiele für Produkte, die regelmässig im Auto gekauft werden.
Die technische Entwicklung als Treiber
Verschiedene technische Entwicklungen werden den «In-Car-Commerce» vorantreiben. Abgelenkte Fahrer sind ein Sicherheitsrisiko, insofern ist die Bedienung von Bildschirmen in einem Auto heikel. Durch die Verbreitung smarter Lautsprecher wird die Sprachsteuerung stetig verbessert und die Akzeptanz der Technologie wächst. Diese Entwicklung wird auch vor dem Auto nicht haltmachen. Die Sprachsteuerung wird hier ebenfalls verstärkt eingesetzt werden.
Weiteren Schub wird das Thema durch die wachsende Autonomie der Fahrzeuge erhalten. Tagtäglich müssen sich Autofahrer weltweit ausschliesslich auf das Fahren konzentrieren. Sobald die Fahrzeuge autonomer werden, der Mensch also eher eine überwachende Rolle einnimmt und zum Passagier wird, bleibt auch Zeit für anderes. Zum Beispiel für den Einkauf. So kann auf dem Weg nach Hause die Supermarktbestellung aufgegeben und gleich beim Markt abgeholt werden. Alternativ können Kuriere die bestellten Waren im geparkten Fahrzeug abliefern, zu dem sie vom Besitzer für die Bestellung Zugriff erhalten.
Die Customer Journeys werden nahtlos
Mechanismen aus den Apps für das Smartphone einfach auf die Bildschirme des Autos zu übertragen, wird für den Erfolg von «In-Car-Commerce» allerdings nicht ausreichen. Es gilt spannende neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dazu müssen die wirklichen Kundenbedürfnisse identifiziert werden. Denn nicht alles was möglich ist, wird auch genutzt werden. Ausserdem ist damit zu rechnen, dass sich die Konsumenten erst noch an die neuen Möglichkeiten gewöhnen müssen.
Noch viele Hürden
Damit sich «In-Car-Commerce» durchsetzen kann, sind noch einige Hürden zu überwinden. Die technologischen Plattformen müssen offen und kompatibel sein. Definieren Autokonzerne und Plattformen eigene Standards und Prozesse, ist das für Händler wirtschaftlich nicht darstellbar.
Dies gilt sinngemäss auch für die Bedienkonzepte. Die grundlegenden Bedienmuster müssen übergreifend funktionieren, wie dies ja heute bereits bei den Smartphones der verschiedenen Hersteller der Fall ist.
Letztlich werden die Kunden darüber entscheiden, welche Plattformen und Nutzungsmuster sich tatsächlich durchsetzen. Für den Handel ergibt sich mit «In-Car-Commerce» die Herausforderung, einen weiteren Touchpoint in die Customer Journey einzubauen, um ein einheitliches Kundenerlebnis zu gestalten.
((commentsAmount)) Kommentare